Wir waren
beide total geschafft und blieben eine ganze Weile schlaff aufeinander
liegen, bis ich ein Knarren auf der Treppe vernahm. "Mama!" sagte Kai-jin
nur, sprang auf, schnappte sich ihr Nachthemd und sprang in ihr Bett. Sie
kam nicht mal dazu, sich ihr Nachthemd überzustreifen und zog sich die
Decke bis unters Kinn, um ihre Nacktheit zu verbergen. Ich sprang
regelrecht in meine Shorts, als mir ie Feuchtigkeit in meiner Körpermitte
bewusst wurde, und es war nicht nur Schweiß, der meine Shorts an meinem
Körper kleben ließ. 'Sie wird es merken', zuckte es mir durch den Kopf,
und plötzlich wurde mir bewusst, dass das ganze Zimmer noch immer nach Sex
nach dem intensiven Akt unser Vereinigung roch. Mir blieb nur eines, in
die Offensive zu gehen. Ich stürzte zu Tür öffnete diese und stieß frontal
mit meiner Mutter zusammen, die in diesem Moment im Begriff war Kai-jins
Zimmer zu betreten. Ich tat total überrascht und fluchte ein wenig leise
vor mich hin.
"Georg, was ist hier los?", die Stimme meiner Mutter klang gereizter als
es die Situation erforderte, lauter als es nötig gewesen wäre.
"Psst!" fuhr ich ihr ins Wort, bevor sie noch mehr sagen konnte. Und als
sie Kai-jins Zimmer betreten wollte hielt ich sie kurzerhand am Arm fest.
"Nicht, lass sie in Ruhe! Sie hat nun endlich aufgehört zu weinen!" Meine
Mutter drehte sich zu mir um und in dem schummrigen Licht das von unten
aus dem Flur hier herauf schien konnte ich sehen, dass meiner Mutter
ebenfalls die Tränen kamen.
"Ich habe sie ein bisschen beruhigt, ich glaube es ist besser, wir lassen
sie jetzt in Ruhe", spielte ich ganz den starken Mann. "Na gut, du gehst
jetzt aber auch Schlafen mein Großer!" und das liebevolle Streicheln
meiner Mutter über meine Wange verstärkte mein schlechtes Gewissen nur
noch. Ich schlich in mein Zimmer, wollte mir auf keinen Fall etwas
anmerken lassen und spürte den Blick meiner Mutter, der mich auf dem Weg
in mein Zimmer begleitete. An der Zimmertür drehte ich mich noch einmal um
und rief ein leises 'gut Nacht' über den Flur. Das schien meiner Mutter zu
genügen, sie drehte sich um und verschwand wieder nach unten in ihr
Schlafzimmer. Erst jetzt atmete ich einmal richtig tief durch. Eine
ungeheure Anspannung fiel von mir, ich steuerte auf mein Bett zu, ließ
mich einfach fallen und sank in einen unruhigen Schlaf.
Das sonore Brummen eines schweren Dieselmotors riss mich am nächsten
Morgen aus meinem unruhigen Schlaf und beendete alle bösen Träume, die
mich die Nacht über verfolgt hatten. Beißender Ruß- und Abgasgestank zogen
in mein Zimmer. So ein Mist, was war das denn schon wieder? Ich brauchte
einen Moment um mich zu orientieren. Ja, ich war zu Hause, das hier war
mein Zimmer. Ich schwang mich aus dem Bett um das Fenster zu schließen und
nachzusehen woher der Gestank kam.
In unsere Hofeinfahrt rangierte gerade ein altersschwacher Umzugs-LKW
rückwärts hinein und blies dabei seine Abgase in mein Zimmer. Mein Vater
stand in der Einfahrt und versuchte mit wilden Gesten den Fahrer
einzuweisen und ihn daran zu hindern, im Rückwärtsgang die Blumenbeete
platt zu walzen.
Ich beschloss nach unten zu gehen, nach etwas essbarem zu suchen und dem
Ende unserer Familie beizuwohnen. Wie ich befürchtet hatte saß meine
Mutter mit rotgeweinten Augen in der Küche und Kai-jin die neben ihr saß
war dieses Mal diejenige die ihr tröstend die Hand hielt. Ihr fragender
Blick in meine Richtung verriet deutlich, daß die die Situation vom
Vorabend nicht vergessen hatte und sich noch immer fragte, wieviel unsere
Mutter bemerkt hatte. Ich schüttelte leicht den Kopf, um ihr zu
signalisieren, daß ich sicher war, Mutter habe nichts bemerkt. Kai-jin
schien ein Stein vom Herz zu fallen.
Mein Vater betrat die Küche und pures Gift lag in der Luft. Die Blicke die
Kai-jin ihm zuwarf hätten verachtungvoller nicht sein können. Sein Mund
öffnete sich stumm wie bei einem Fisch, doch anstatt etwas zu sagen holte
er nur einmal tief Luft und stand wie eine Ölgötze mitten in der Küche.
Meine Mutter schien das nicht ertragen zu können. Sie riß sich von Kai-jin
los und rannte wild schluchzend aus der Küche. Sekunden später hörte man
die Tür zum Schlafzimmer zuknallen und nahm ihr Heulen nur noch sehr
gedämmt war. Mein Vater schien immer noch nach Worten zu suchen und als er
sie endlich gefunden zu haben schien, schnitt meine Schwester sie ihm ab.
Ich erschrak als ich ihre Stimme hörte, wie ein tiefes Grollen im
Unterton, mit einer Bedrohlichkeit die so gar nicht zu ihr passte und
einer Eiseskälte, die es mich erschauern ließ, fauchte sie meinen Vater
an: ???Verschwinde, hau ab!"
Ich hatte mit Vorwürfen, mit Hysterie, mit Kreischen gerechnet, aber dies
war nicht mehr die Stimme eines 13-jährigen Mädchens, dies war die Stimme
einer erwachsenen Frau, und diese Stimme war herrisch, gebieterisch und
duldete kein Widerwort. Und noch einmal wiederholte sie mit fester Stimme
"Verschwinde!"
Mein Vater schaute etwas unsicher zu mir, so als erwarte er ausgerechnet
von mir Beistand. ???Es ist besser Du verschwindest!" bestätigte ich meine
Schwester.
Mein Vater drehte sich um, ließ die Küchentür hinter sich offen stehen und
ging mit den Packern in den Keller um die Kisten heraufzuholen.
Mit einem fast kraftlosen Stöhnen, als hätte sie gerade eine enorme
Anstrengung hinter sich sank Kai-jin auf den Küchenstuhl auf dem zuvor
noch meine Mutter gesessen hatte. Ihr Blick war glasig, leer. Sie starrte
aus der offenen Küchetur auf den anwachsenden Stapel Kartons, der aus dem
Keller zum Vorschein kam, und doch schien sie diese Kartons nicht einmal
wahrzunehmen. Sie starrte einfach ins Leere, blickte durch die Kartons
hindurch in ferne Weiten.
Es dauerte nicht einmal 20 Minuten, dann waren alle Kartons verstaut. Als
die Packer gegangen waren und der alte LKW sich röchelnd in Bewegung
setzte betrat mein Vater noch einmal die Küche, so als wolle er noch einen
Anlauf wagen. Ich stand inzwischen direkt hinter Kai-jin und hatte ihr
sanft meine Hände auf die Schultern gelegt und ihr ein bißchen die
Schultern und den Nacken massiert. Ich wollte ihr einfach nahe sein, und
als ich ihre Verspanntheit bemerkte, hatte ich einfach begonnen sie ein
wenig zu massieren. Doch die Entspannung die sich so langsam eingestellt
hatte, war schlagartig verschwunden. Ihre Arme die auf dem Küchentisch
lagen verkrampften und es sah aus, als wolle sie ihre Finger in den Tisch
graben.
"Ich wollte doch...!" weiter kam mein Vater nicht, als Kai-jin ihm wieder
mit einem eisigen "Verschwinde!" ins Wort fiel. Mich schüttelte es, ich
hatte das Gefühl einen Eisblock zu massieren. Meine Schwester war nur noch
ein kalter harter Klotz unter meinen Händen, und beinahe hätte ich meine
Hände weggezogen, so als hätte es mir einen Schlag versetzt, sie zu
berühren. Doch Kai-jin griff plötzlich nach meinen Händen, so als suche
sie Unterstützung oder Hilfe. Und ich spürte, daß sie tief in ihrem
Inneren sehr unsicher war. Mein Vater schien kein Interesse an einem
weiteren Gespräch zu haben er knallte seinen Haustürschlüssel auf das
Küchenbord drehte sich um und verschwand wortlos aus unserem Leben.
Stille! Minutenlange Stille. Kai-jin hielt noch immer meine Hände und ihr
eiskalter fester Griff ließ meine Hände allmählich schmerzen. Meine
Gedanken rasten wirr umher. Zum einen war es irgendwie nichts
ungewöhnliches für uns, mit unserer Mutter alleine zu sein. Die Tage die
mein Vater mit seiner Familie verbrachte, die konnte man locker zählen,
und ich konnte mich nicht dran erinnern, daß das mal anders gewesen war.
Er war versessen was seine Arbeit anbelangte. So war er immer gewesen. Und
trotzdem tat dieser Abschied irgendwie weh. Auch wenn mein Vater sonst so
gut wie nie bei uns gewesen war, so wussten wir doch immer, daß wir einen
Vater hatten, und im Zweifelsfall war er wenigstens telefonisch irgendwie
erreichbar gewesen. Aber jetzt, stand ich in der Küche, meine Schwester
die sich an meinen Armen festklammerte und mit einer heulend im
Schlafzimmer liegenden Mutter. Und ich fühlte mich plötzlich irgendwie
allein. Ein Teil meines Lebens war da eben zur Tür hinausspaziert, und ich
glaubte nicht so recht daran, daß eben dieser Teil eines Tages
zurückkehren würde, um wieder ein Teil meines Lebens zu werden.
Ein kaum zu beschreibendes komisches Gefühl. Und nur das laute Knurren
meines Magens holte mich in diese Welt zurück.
"Hunger?", fragte Kai-jin.
"Ja, und wie!" erwiderte ich, denn wir hatten ja noch nicht einmal
gefrühstückt.
Ließen wir uns sonst gerne von Mutter verwöhnen, waren wir es, die dieses
mal den Frühstückstisch bereiteten, auch wenn wir inzwischen fast zu
Mittag hätten essen können, und Kai-jin gelang es tatsächlich meine Mutter
zu überreden, mit uns ein wenig zu frühstücken.
Die nächsten Tage verstrichen furchtbar zäh. Bei uns zu Hause herrschte
eine Stimmung als wären wir alle zum Tode verurteilt worden und erwarteten
nun die Vollstreckung des Urteils. Ich sehnte das Ende der Ferien herbei.
Selbst Kai-jin war zu nichts so richtig zu gebrauchen. Die letzten Tage
der Ferien saßen wir Kinder zumeist nur in unseren Zimmern und meine
Mutter saß irgendwo im Wohnzimmer oder in der Küche und starrte meist
abwesend ins Leere.
Wie alle Ferien hatten auch diese Sommerferien ein Ende und ich konnte
mich nicht erinnern, mich jemals so auf die Schule gefreut zu haben. Auch
Kai-jin schien nach den ersten Schultagen deutlich gelöster zu sein.
Obwohl sich auch in der Schule einige Veränderungen ergeben hatten, aber
dies ist eine andere Geschichte. Vielleicht lag es nur daran, daß nun alle
wieder beschäftigt waren. Meine Mutter kümmerte sich wie immer um den
Haushalt und für uns begann mit der Schule auch wieder der Sport, denn
über die Ferien hatte unser Meister seine Schule auch immer geschlossen.
Eigentlich erstaunlich schnell stellte sich ein gewisser Alltag bei uns
ein. Meine Mutter war zwar noch immer viel ruhiger als sonst und wirkte
irgendwie verschlossen, aber unser volles Programm, Schule, Sport, Tanzen
lenkte uns zumeist ab.
Insgesamt ging es uns eigentlich nicht schlecht. Wenige Wochen nachdem
mein Vater verschwunden war erreichte uns ein Brief eines Anwalts aus New
York. Darin kündigte mein Vater an, so schnell wie möglich die Scheidung
zu wollen. Im Gegenzug verzichte er auf alle finanziellen Ansprüche. Was
das bedeutete verstand ich erst, als meine Mutter mir Vaters Brief zu
lesen gab. Mein Vater hatte einen großen Teil seines verdienten Geldes bei
der Bank angelegt. Ich war erstaunt, denn während seiner Abwesenheit hatte
ich immer den Eindruck gehabt, meine Mutter hätte sich um alles gekümmert.
Nun erfuhr ich, daß mein Vater nur einen Teil seines Geldes auf ein
gemeinsames Konto eingezahlt hatte, einen wesentlich größeren Teil hatte
er gewinnbringend angelegt. In dem Brief war von einer Summe von über zwei
Millionen DM die rede. Zusätzlich verzichtete mein Vater auf jeden
Anspruch auf Haus und Grundstück, wollte jedoch im Gegenzug keine weiteren
Zahlungen an meine Mutter leisten. Er sah sich mit diesem finanziellen
Zugeständnis von allen Verpflichtungen gegenüber den Kindern entbunden, so
ließ er von seinem Anwalt mitteilen, denn er habe bereits alles gegeben,
was er geben könnte.
In dem Brief ging es nur ums Geld. Mit keinem Wort erwähnte er Rosa oder
fragte nach uns. Überrascht war ich jedoch von der Reaktion meiner Mutter,
die uns, als sie uns den Brief am Abendbrottisch zeigte, damit
überraschte, daß sie arbeiten gehen wolle.
"Willst Du denn das Geld nicht?" fragte Kai-jin erstaunt.
"Doch, daß nehme ich auf jeden Fall, und sein es nur darum, um es ihm
nicht zu gönnen!" erwiderte meine Mutter kalt, und man konnte die
Verachtung in ihrer Stimme deutlich hören. ???Aber wenn euer Vater glaubt,
wir könnten ohne seine Almosen nicht leben, dann hat er sich aber
getäuscht!"
Und dann verriet unsere Mutter uns, daß sie sich in den letzten Tagen um
einen Job bemüht habe, und tatsächlich auch einen gefunden hatte. Sie
hatte früher mal in der Buchhaltung einer großen Maschinenfabrik
gearbeitet, und diese Kenntnisse kamen ihr jetzt zu gute. Sie würde in
einer kleinen Fensterfabrik im Nachbarort im Büro arbeiten. Die hatten
eine Halbtagskraft fürs Büro gesucht und meine Mutter sofort den Job
angeboten.
Irgendwie eine komische Vorstellung, meine Mutter plötzlich arbeiten gehen
zu wissen. Denn so lange ich denken konnte, war ich es gewohnt gewesen,
morgens meine Mutter in der Küche anzutreffen. Nun würde sie bereits um
sieben Uhr bei der Arbeit sein, was für uns Kinder in Zukunft bedeuten
würde, uns morgens alleine auf den Weg zur Schule zur machen. Doch die
Begeisterung mit der meine Mutter von der neuen Firma sprach machten
deutlich, wie sehr sie sich danach sehnte unter Menschen zu kommen.
"Und was sagt ihr jetzt dazu, das ich arbeiten gehen will?", blickte meine
Mutter fragend in die Runde am Abendbrottisch.
"Und ab wann?", fragte ich etwas verunsichert, dabei ertappt, daß ich mal
wieder nicht richtig zugehört hatte.
"Habe ich doch schon erzählt, ab nächste Woche, du Träumer!", triezte mich
meine Mutter ein wenig und rang sich ein Lächeln ab, was in letzter Zeit
selten genug vorkam.
"Also ich finde die Idee gut. Wir sind doch wohl alt genug um alleine zur
Schule zu kommen und uns morgens beim Streit ums Bad nicht gegenseitig die
Schädel einzuschlagen.", kommentierte meine Schwester Mutters Idee, und
ihr Blick verriet mir, an was sie vor allem bei der Erwähnung des
Badezimmers dachte.
"Und was sagt mein Großer nun?" bohrte meine Mutter noch einmal nach.
"Jaja, gute Idee!", gab ich scheinbar nicht sonderlich begeisternd
klingend von mir, denn der Spott von Kai-jin und Mutter war ihrem Grinsen
anzusehen.
"Vielleicht bringt dich ja dein Geburtstag auf andere Ideen?" lächelte
meine Mutter ein zweites Mal an diesem Abend.
"Mein Geburtstag?" Meine Art zu fragen und mein vermutlich dummes Gesicht,
so als hätte ich dieses Wort gerade zum ersten mal gehört provozierten ein
weiteres Lächeln.
"Ja, mein Großer, dein Geburtstag. Auch wenn du es nicht wahrhaben willst,
auch du wirst jedes Jahr älter." grinste meine Mutter, ???und das ist auch
dieses Jahr wieder so. So stark hat sich die Welt schließlich nicht
geändert. Und was gedenkst du an deinem Geburtstag zu tun, wenn du deine
Fassung wieder gewonnen hast kannst Du mir ja diese Frage vielleicht
beantworten, willst du Feiern?
"Ich weiß nicht,..."gab ich zögernd zur Antwort, und ich glaube ich wusste
wirklich nicht so recht, was ich eigentlich wollte, doch das Läuten des
Telefons bewahrte mich vor einer weiteren Ausfragerei. Es war Frau
Ratelli. Sie oder Theresa riefen seit unserer Abreise jede Woche einmal
bei uns an, fragten wie es uns ging, und so war im Laufe der Zeit eine
lockere Freundschaft selbst zwischen Frau Ratelli und Mutter entstanden,
obwohl sich beide nie begegnet waren. Man hörte Frau Ratellis aufgeregte
Stimme selbst wenn man den Telefonhörer selbst gar nicht in der Hand
hielt. Nur verstand ich leider nicht, um was es ging, denn vielleicht
betraf es ja Theresa, und das machte mich doch irgendwie neugierig.
Schließlich wurde das Telefon noch an Kai-jin weitergereicht, die mit
Theresa zu sprechen schien, mich aber immer wieder mit einer Handbewegung
aus dem Flur gestikulierte. Was hatte das denn nun schon wieder zu
bedeuten?
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