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Die Schwester 34 - "Eine Arbeitsstelle"
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Wir waren beide total geschafft und blieben eine ganze Weile schlaff aufeinander liegen, bis ich ein Knarren auf der Treppe vernahm. "Mama!" sagte Kai-jin nur, sprang auf, schnappte sich ihr Nachthemd und sprang in ihr Bett. Sie kam nicht mal dazu, sich ihr Nachthemd überzustreifen und zog sich die Decke bis unters Kinn, um ihre Nacktheit zu verbergen. Ich sprang regelrecht in meine Shorts, als mir ie Feuchtigkeit in meiner Körpermitte bewusst wurde, und es war nicht nur Schweiß, der meine Shorts an meinem Körper kleben ließ. 'Sie wird es merken', zuckte es mir durch den Kopf, und plötzlich wurde mir bewusst, dass das ganze Zimmer noch immer nach Sex nach dem intensiven Akt unser Vereinigung roch. Mir blieb nur eines, in die Offensive zu gehen. Ich stürzte zu Tür öffnete diese und stieß frontal mit meiner Mutter zusammen, die in diesem Moment im Begriff war Kai-jins Zimmer zu betreten. Ich tat total überrascht und fluchte ein wenig leise vor mich hin.

"Georg, was ist hier los?", die Stimme meiner Mutter klang gereizter als es die Situation erforderte, lauter als es nötig gewesen wäre.

"Psst!" fuhr ich ihr ins Wort, bevor sie noch mehr sagen konnte. Und als sie Kai-jins Zimmer betreten wollte hielt ich sie kurzerhand am Arm fest. "Nicht, lass sie in Ruhe! Sie hat nun endlich aufgehört zu weinen!" Meine Mutter drehte sich zu mir um und in dem schummrigen Licht das von unten aus dem Flur hier herauf schien konnte ich sehen, dass meiner Mutter ebenfalls die Tränen kamen.

"Ich habe sie ein bisschen beruhigt, ich glaube es ist besser, wir lassen sie jetzt in Ruhe", spielte ich ganz den starken Mann. "Na gut, du gehst jetzt aber auch Schlafen mein Großer!" und das liebevolle Streicheln meiner Mutter über meine Wange verstärkte mein schlechtes Gewissen nur noch. Ich schlich in mein Zimmer, wollte mir auf keinen Fall etwas anmerken lassen und spürte den Blick meiner Mutter, der mich auf dem Weg in mein Zimmer begleitete. An der Zimmertür drehte ich mich noch einmal um und rief ein leises 'gut Nacht' über den Flur. Das schien meiner Mutter zu genügen, sie drehte sich um und verschwand wieder nach unten in ihr Schlafzimmer. Erst jetzt atmete ich einmal richtig tief durch. Eine ungeheure Anspannung fiel von mir, ich steuerte auf mein Bett zu, ließ mich einfach fallen und sank in einen unruhigen Schlaf.

Das sonore Brummen eines schweren Dieselmotors riss mich am nächsten Morgen aus meinem unruhigen Schlaf und beendete alle bösen Träume, die mich die Nacht über verfolgt hatten. Beißender Ruß- und Abgasgestank zogen in mein Zimmer. So ein Mist, was war das denn schon wieder? Ich brauchte einen Moment um mich zu orientieren. Ja, ich war zu Hause, das hier war mein Zimmer. Ich schwang mich aus dem Bett um das Fenster zu schließen und nachzusehen woher der Gestank kam.

In unsere Hofeinfahrt rangierte gerade ein altersschwacher Umzugs-LKW rückwärts hinein und blies dabei seine Abgase in mein Zimmer. Mein Vater stand in der Einfahrt und versuchte mit wilden Gesten den Fahrer einzuweisen und ihn daran zu hindern, im Rückwärtsgang die Blumenbeete platt zu walzen.

Ich beschloss nach unten zu gehen, nach etwas essbarem zu suchen und dem Ende unserer Familie beizuwohnen. Wie ich befürchtet hatte saß meine Mutter mit rotgeweinten Augen in der Küche und Kai-jin die neben ihr saß war dieses Mal diejenige die ihr tröstend die Hand hielt. Ihr fragender Blick in meine Richtung verriet deutlich, daß die die Situation vom Vorabend nicht vergessen hatte und sich noch immer fragte, wieviel unsere Mutter bemerkt hatte. Ich schüttelte leicht den Kopf, um ihr zu signalisieren, daß ich sicher war, Mutter habe nichts bemerkt. Kai-jin schien ein Stein vom Herz zu fallen.

Mein Vater betrat die Küche und pures Gift lag in der Luft. Die Blicke die Kai-jin ihm zuwarf hätten verachtungvoller nicht sein können. Sein Mund öffnete sich stumm wie bei einem Fisch, doch anstatt etwas zu sagen holte er nur einmal tief Luft und stand wie eine Ölgötze mitten in der Küche.

Meine Mutter schien das nicht ertragen zu können. Sie riß sich von Kai-jin los und rannte wild schluchzend aus der Küche. Sekunden später hörte man die Tür zum Schlafzimmer zuknallen und nahm ihr Heulen nur noch sehr gedämmt war. Mein Vater schien immer noch nach Worten zu suchen und als er sie endlich gefunden zu haben schien, schnitt meine Schwester sie ihm ab. Ich erschrak als ich ihre Stimme hörte, wie ein tiefes Grollen im Unterton, mit einer Bedrohlichkeit die so gar nicht zu ihr passte und einer Eiseskälte, die es mich erschauern ließ, fauchte sie meinen Vater an: ???Verschwinde, hau ab!"

Ich hatte mit Vorwürfen, mit Hysterie, mit Kreischen gerechnet, aber dies war nicht mehr die Stimme eines 13-jährigen Mädchens, dies war die Stimme einer erwachsenen Frau, und diese Stimme war herrisch, gebieterisch und duldete kein Widerwort. Und noch einmal wiederholte sie mit fester Stimme "Verschwinde!"

Mein Vater schaute etwas unsicher zu mir, so als erwarte er ausgerechnet von mir Beistand. ???Es ist besser Du verschwindest!" bestätigte ich meine Schwester.

Mein Vater drehte sich um, ließ die Küchentür hinter sich offen stehen und ging mit den Packern in den Keller um die Kisten heraufzuholen.

Mit einem fast kraftlosen Stöhnen, als hätte sie gerade eine enorme Anstrengung hinter sich sank Kai-jin auf den Küchenstuhl auf dem zuvor noch meine Mutter gesessen hatte. Ihr Blick war glasig, leer. Sie starrte aus der offenen Küchetur auf den anwachsenden Stapel Kartons, der aus dem Keller zum Vorschein kam, und doch schien sie diese Kartons nicht einmal wahrzunehmen. Sie starrte einfach ins Leere, blickte durch die Kartons hindurch in ferne Weiten.

Es dauerte nicht einmal 20 Minuten, dann waren alle Kartons verstaut. Als die Packer gegangen waren und der alte LKW sich röchelnd in Bewegung setzte betrat mein Vater noch einmal die Küche, so als wolle er noch einen Anlauf wagen. Ich stand inzwischen direkt hinter Kai-jin und hatte ihr sanft meine Hände auf die Schultern gelegt und ihr ein bißchen die Schultern und den Nacken massiert. Ich wollte ihr einfach nahe sein, und als ich ihre Verspanntheit bemerkte, hatte ich einfach begonnen sie ein wenig zu massieren. Doch die Entspannung die sich so langsam eingestellt hatte, war schlagartig verschwunden. Ihre Arme die auf dem Küchentisch lagen verkrampften und es sah aus, als wolle sie ihre Finger in den Tisch graben.

"Ich wollte doch...!" weiter kam mein Vater nicht, als Kai-jin ihm wieder mit einem eisigen "Verschwinde!" ins Wort fiel. Mich schüttelte es, ich hatte das Gefühl einen Eisblock zu massieren. Meine Schwester war nur noch ein kalter harter Klotz unter meinen Händen, und beinahe hätte ich meine Hände weggezogen, so als hätte es mir einen Schlag versetzt, sie zu berühren. Doch Kai-jin griff plötzlich nach meinen Händen, so als suche sie Unterstützung oder Hilfe. Und ich spürte, daß sie tief in ihrem Inneren sehr unsicher war. Mein Vater schien kein Interesse an einem weiteren Gespräch zu haben er knallte seinen Haustürschlüssel auf das Küchenbord drehte sich um und verschwand wortlos aus unserem Leben.

Stille! Minutenlange Stille. Kai-jin hielt noch immer meine Hände und ihr eiskalter fester Griff ließ meine Hände allmählich schmerzen. Meine Gedanken rasten wirr umher. Zum einen war es irgendwie nichts ungewöhnliches für uns, mit unserer Mutter alleine zu sein. Die Tage die mein Vater mit seiner Familie verbrachte, die konnte man locker zählen, und ich konnte mich nicht dran erinnern, daß das mal anders gewesen war. Er war versessen was seine Arbeit anbelangte. So war er immer gewesen. Und trotzdem tat dieser Abschied irgendwie weh. Auch wenn mein Vater sonst so gut wie nie bei uns gewesen war, so wussten wir doch immer, daß wir einen Vater hatten, und im Zweifelsfall war er wenigstens telefonisch irgendwie erreichbar gewesen. Aber jetzt, stand ich in der Küche, meine Schwester die sich an meinen Armen festklammerte und mit einer heulend im Schlafzimmer liegenden Mutter. Und ich fühlte mich plötzlich irgendwie allein. Ein Teil meines Lebens war da eben zur Tür hinausspaziert, und ich glaubte nicht so recht daran, daß eben dieser Teil eines Tages zurückkehren würde, um wieder ein Teil meines Lebens zu werden.

Ein kaum zu beschreibendes komisches Gefühl. Und nur das laute Knurren meines Magens holte mich in diese Welt zurück.

"Hunger?", fragte Kai-jin.

"Ja, und wie!" erwiderte ich, denn wir hatten ja noch nicht einmal gefrühstückt.

Ließen wir uns sonst gerne von Mutter verwöhnen, waren wir es, die dieses mal den Frühstückstisch bereiteten, auch wenn wir inzwischen fast zu Mittag hätten essen können, und Kai-jin gelang es tatsächlich meine Mutter zu überreden, mit uns ein wenig zu frühstücken.

Die nächsten Tage verstrichen furchtbar zäh. Bei uns zu Hause herrschte eine Stimmung als wären wir alle zum Tode verurteilt worden und erwarteten nun die Vollstreckung des Urteils. Ich sehnte das Ende der Ferien herbei. Selbst Kai-jin war zu nichts so richtig zu gebrauchen. Die letzten Tage der Ferien saßen wir Kinder zumeist nur in unseren Zimmern und meine Mutter saß irgendwo im Wohnzimmer oder in der Küche und starrte meist abwesend ins Leere.

Wie alle Ferien hatten auch diese Sommerferien ein Ende und ich konnte mich nicht erinnern, mich jemals so auf die Schule gefreut zu haben. Auch Kai-jin schien nach den ersten Schultagen deutlich gelöster zu sein. Obwohl sich auch in der Schule einige Veränderungen ergeben hatten, aber dies ist eine andere Geschichte. Vielleicht lag es nur daran, daß nun alle wieder beschäftigt waren. Meine Mutter kümmerte sich wie immer um den Haushalt und für uns begann mit der Schule auch wieder der Sport, denn über die Ferien hatte unser Meister seine Schule auch immer geschlossen.

Eigentlich erstaunlich schnell stellte sich ein gewisser Alltag bei uns ein. Meine Mutter war zwar noch immer viel ruhiger als sonst und wirkte irgendwie verschlossen, aber unser volles Programm, Schule, Sport, Tanzen lenkte uns zumeist ab.

Insgesamt ging es uns eigentlich nicht schlecht. Wenige Wochen nachdem mein Vater verschwunden war erreichte uns ein Brief eines Anwalts aus New York. Darin kündigte mein Vater an, so schnell wie möglich die Scheidung zu wollen. Im Gegenzug verzichte er auf alle finanziellen Ansprüche. Was das bedeutete verstand ich erst, als meine Mutter mir Vaters Brief zu lesen gab. Mein Vater hatte einen großen Teil seines verdienten Geldes bei der Bank angelegt. Ich war erstaunt, denn während seiner Abwesenheit hatte ich immer den Eindruck gehabt, meine Mutter hätte sich um alles gekümmert. Nun erfuhr ich, daß mein Vater nur einen Teil seines Geldes auf ein gemeinsames Konto eingezahlt hatte, einen wesentlich größeren Teil hatte er gewinnbringend angelegt. In dem Brief war von einer Summe von über zwei Millionen DM die rede. Zusätzlich verzichtete mein Vater auf jeden Anspruch auf Haus und Grundstück, wollte jedoch im Gegenzug keine weiteren Zahlungen an meine Mutter leisten. Er sah sich mit diesem finanziellen Zugeständnis von allen Verpflichtungen gegenüber den Kindern entbunden, so ließ er von seinem Anwalt mitteilen, denn er habe bereits alles gegeben, was er geben könnte.

In dem Brief ging es nur ums Geld. Mit keinem Wort erwähnte er Rosa oder fragte nach uns. Überrascht war ich jedoch von der Reaktion meiner Mutter, die uns, als sie uns den Brief am Abendbrottisch zeigte, damit überraschte, daß sie arbeiten gehen wolle.

"Willst Du denn das Geld nicht?" fragte Kai-jin erstaunt.

"Doch, daß nehme ich auf jeden Fall, und sein es nur darum, um es ihm nicht zu gönnen!" erwiderte meine Mutter kalt, und man konnte die Verachtung in ihrer Stimme deutlich hören. ???Aber wenn euer Vater glaubt, wir könnten ohne seine Almosen nicht leben, dann hat er sich aber getäuscht!"

Und dann verriet unsere Mutter uns, daß sie sich in den letzten Tagen um einen Job bemüht habe, und tatsächlich auch einen gefunden hatte. Sie hatte früher mal in der Buchhaltung einer großen Maschinenfabrik gearbeitet, und diese Kenntnisse kamen ihr jetzt zu gute. Sie würde in einer kleinen Fensterfabrik im Nachbarort im Büro arbeiten. Die hatten eine Halbtagskraft fürs Büro gesucht und meine Mutter sofort den Job angeboten.

Irgendwie eine komische Vorstellung, meine Mutter plötzlich arbeiten gehen zu wissen. Denn so lange ich denken konnte, war ich es gewohnt gewesen, morgens meine Mutter in der Küche anzutreffen. Nun würde sie bereits um sieben Uhr bei der Arbeit sein, was für uns Kinder in Zukunft bedeuten würde, uns morgens alleine auf den Weg zur Schule zur machen. Doch die Begeisterung mit der meine Mutter von der neuen Firma sprach machten deutlich, wie sehr sie sich danach sehnte unter Menschen zu kommen.

"Und was sagt ihr jetzt dazu, das ich arbeiten gehen will?", blickte meine Mutter fragend in die Runde am Abendbrottisch.

"Und ab wann?", fragte ich etwas verunsichert, dabei ertappt, daß ich mal wieder nicht richtig zugehört hatte.

"Habe ich doch schon erzählt, ab nächste Woche, du Träumer!", triezte mich meine Mutter ein wenig und rang sich ein Lächeln ab, was in letzter Zeit selten genug vorkam.

"Also ich finde die Idee gut. Wir sind doch wohl alt genug um alleine zur Schule zu kommen und uns morgens beim Streit ums Bad nicht gegenseitig die Schädel einzuschlagen.", kommentierte meine Schwester Mutters Idee, und ihr Blick verriet mir, an was sie vor allem bei der Erwähnung des Badezimmers dachte.

"Und was sagt mein Großer nun?" bohrte meine Mutter noch einmal nach.

"Jaja, gute Idee!", gab ich scheinbar nicht sonderlich begeisternd klingend von mir, denn der Spott von Kai-jin und Mutter war ihrem Grinsen anzusehen.

"Vielleicht bringt dich ja dein Geburtstag auf andere Ideen?" lächelte meine Mutter ein zweites Mal an diesem Abend.

"Mein Geburtstag?" Meine Art zu fragen und mein vermutlich dummes Gesicht, so als hätte ich dieses Wort gerade zum ersten mal gehört provozierten ein weiteres Lächeln.

"Ja, mein Großer, dein Geburtstag. Auch wenn du es nicht wahrhaben willst, auch du wirst jedes Jahr älter." grinste meine Mutter, ???und das ist auch dieses Jahr wieder so. So stark hat sich die Welt schließlich nicht geändert. Und was gedenkst du an deinem Geburtstag zu tun, wenn du deine Fassung wieder gewonnen hast kannst Du mir ja diese Frage vielleicht beantworten, willst du Feiern?

"Ich weiß nicht,..."gab ich zögernd zur Antwort, und ich glaube ich wusste wirklich nicht so recht, was ich eigentlich wollte, doch das Läuten des Telefons bewahrte mich vor einer weiteren Ausfragerei. Es war Frau Ratelli. Sie oder Theresa riefen seit unserer Abreise jede Woche einmal bei uns an, fragten wie es uns ging, und so war im Laufe der Zeit eine lockere Freundschaft selbst zwischen Frau Ratelli und Mutter entstanden, obwohl sich beide nie begegnet waren. Man hörte Frau Ratellis aufgeregte Stimme selbst wenn man den Telefonhörer selbst gar nicht in der Hand hielt. Nur verstand ich leider nicht, um was es ging, denn vielleicht betraf es ja Theresa, und das machte mich doch irgendwie neugierig. Schließlich wurde das Telefon noch an Kai-jin weitergereicht, die mit Theresa zu sprechen schien, mich aber immer wieder mit einer Handbewegung aus dem Flur gestikulierte. Was hatte das denn nun schon wieder zu bedeuten?