Als wir in
den Bahnhof einfuhren, standen wir bereits an der Tür. Durch das schmale
Fenster an der Tür versuchte ich, zwischen den vorbei gleitenden Menschen,
ein bekanntes Gesicht auszumachen. Aber wie einem das immer so geht, wenn
man besonders nach etwas Ausschau hält, dann übersieht man es meist, und
wir waren so pfiffig gewesen so weit vorne in den Zug einzusteigen, dass
wir nun in Limburg am äußersten Ende des Bahnsteiges aussteigen mussten.
Ich sprang aus dem Zug und half meiner Schwester mit ihren Koffern.
Typisch Mädel, ich kam mit einer großen Reisetasche aus, die ich zwar auch
kaum selber tragen konnte, während meine Schwester zwei Koffer mit sich
schleppte.
Warum brauchten Mädels nur immer so viele Klamotten?
Ich spähte über den Bahnsteig, suchte meine Mutter, konnte sie aber
nirgends entdecken.
„Siehst Du sie?" fragte Kai-jin.
Ich schüttelte nur den Kopf, „wartet bestimmt unten!" und so machten wir
uns auf den Weg Richtung Ausgang.
Doch plötzlich stand sie vor uns. „Kinder da seid ihr ja!"
Ich war schockiert. Die Frau die uns gegenüberstand, ja, das war Mama,
aber mit der Mutter, die uns vor einigen Wochen nach Italien verabschiedet
hatte, hatte sie nicht mehr viel gemein. Meine Mutter war immer eine
äußerst elegante und selbstbewusste Frau gewesen. Oft hatten die Nachbarn
scherzhaft gelästert, wie ein Mann nur eine so tolle Frau so lange allein
lassen könne. Ich war immer stolz auf meine Mutter gewesen. Gesunde
weibliche Rundungen einer Enddreißigerin, voller Busen, groß gewachsen,
die schöne kühle Blonde eben, ohne dabei Arrogant zu wirken. Denn eines
hatte man meiner Mutter nie nachsagen können, dass sie ihre Nase zu hoch
trug. Sie war immer nett, hatte für jeden ein paar freundliche Worte. Wir
galten in unserer Siedlung als angesehene Leute.
Doch das Wesen was jetzt vor uns stand hatte damit nichts mehr gemein. Nie
hatte ich meine Mutter so dürr gesehen. Ihre Augen lagen tief in den
Höhlen, dunkle, blau schwarze Ringe unter ihren Augen ließen ihren Kummer
weithin sichtbar werden. Sie hatte mindestens 10 Kilo abgenommen und die
Klamotten die sie trug, wirkten alle mindestens zwei Nummern zu groß.
Es war Kai-jin, die die Anspannung löste, und meiner Mutter in die Arme
viel. Ich sah Tränen in ihren Augen schimmern, drückte meine Mutter
zärtlich und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
„Hallo Mama! Schön dich wiederzusehen!" Schön wieder zu Hause zu sein
wollte ich nicht sagen, denn ich bezweifelte, dass es zu Hause sonderlich
schön sein würde. Jedenfalls im Moment.
Meine Mutter war total aufgedreht, ja schon fast hysterisch. Die ganze
Zeit auf dem Weg zum Auto redete sie, fragte wie der Urlaub gewesen war,
wie uns denn Italien denn gefallen habe, ob Frau Ratelli und Tochter denn
auch immer nett zu uns gewesen waren, was wir denn so unternommen hätten.
Es war mehr als deutlich zu spüren, dass sie in Wahrheit nur um den heißen
Brei herum redete. Wir hatten so oft miteinander telefoniert, dass wir ihr
aus Italien kaum etwas neues erzählen konnten, jedenfalls nichts, das sie
hätte wissen dürfen.
Als meine Mutter merkte, das wir ihr nicht so recht antworten konnten oder
wollten, fing sie wieder an zu weinen, und diesmal tat sie es nicht still
nur mit ein paar verstohlenen Tränen, nein, sie heulte richtig drauflos.
Sie musste den Wagen auf den Seitenstreifen fahren, denn die Tränen
versperrten ihr die Sicht.
Sie erzählte uns was sie bisher am Telefon nicht übers Herz gebracht
hatte, das Papa plötzlich überraschend vor der Tür gestanden habe. Ich
hatte bislang geglaubt, er habe vorher mit unserer Mutter telefoniert.
Doch so, wie sie nun erzählte, hatte er einfach plötzlich im Garten
gestanden, sie habe einen riesigen Schreck bekommen und geglaubt mit den
Kindern sei etwas passiert. Doch er habe sie nicht einmal beruhigt sondern
ihr platt vor den Kopf gesagt, er sei nur gekommen, um ihr zu sagen, dass
er sich trennen würde. Erst dann habe er ihr gesagt, dass mit den Kindern
alles in Ordnung sei, und das sie in Italien gut aufgehoben seien.
Und dann sei auch noch diese Christa aufgetaucht, und plötzlich hätte Rosa
angefangen mit ihr zu streiten. Rosa hätte ihr vorgeworfen, sie sei immer
das ungeliebte Kind gewesen, niemand hätte sie je richtig ernst genommen,
sie wolle bei Vater bleiben, sie würde mit ihm und Christa nach New York
gehen. Dort dürfte sie später aufs Konservatorium gehen und könnte sich
dann endlich ganz ihrer Musikkarriere widmen.
Das war es also, sie hatten Rosa gekauft. Was für eine billige Masche.
Aber Rosa schien das dermaßen zu imponieren, dass sie nicht mehr davon
abzubringen gewesen war.
Ich spürte eine unbändige Wut in mir aufsteigen und ich hörte mich sagen:
„Ich hätte schneller sein sollen, schneller zuschlagen sollen!" „Geo!",
Kai-jin schrie meinen Namen, sie kreischte ihn regelrecht, „halt den Mund,
sei still!"
Meine Mutter sah mich entsetzt an. „Wovon redest du?"
„Nichts", wiegelte ich ab, „wir hatten Streit!"
Ein skeptischer Blick durchbohrte mich, der Blick einer Mutter, die ihren
Sohn gut genug kannte, um zu wissen, dass da noch mehr war, doch sie
schwieg, wischte sich die Tränen ab und setzte das Auto wieder in
Bewegung. Ein paar prüfende Blicke in den Rückspiegel zu Kai-jin, eine
Aufforderung zu erzählen, was passiert war, doch auch Kai-jin schwieg.
Als wir auf unsere Garageneinfahrt fuhren kam mir unser Haus gar nicht
mehr so idyllisch vor. Irgendwie hatte es plötzlich etwas Bedrohliches,
etwas Kaltes, Abschreckendes. Der gepflegte Rasen die sauberen
Blumenrabatte, alles nur ein schöne Fassade für dahinter versteckte
Ruinen. Ruinen einer Familie. Es gab kein „Willkommen zu Hause", kein
Freudestrahlen, keine kleine Schwester die aus dem Haus gerannt kam, um
endlich ihre Geschwister wiedersehen zu können. Da stand ein Haus, allein
auf einem Grundstück, eine kleine Siedlung außerhalb von Limburg, heile
Welt, schöne Fassaden, und wartete darauf, dass wir ihm Leben einhauchten.
Als wir eintraten fielen mir sofort die Kartons auf, die gestapelt am
Kellerabgang standen.
„Das sind Rosas Sachen, die werden morgen noch abgeholt." und wieder
standen meiner Mutter die Tränen in den Augen.
„Du hast ja noch uns!" nahm Kai-jin sie tröstend in den Arm und bei
unserer Mutter flossen wieder die Tränen.
Was für eine Scheiß Situation. Die Gedanken an einen insgesamt tollen
Urlaub waren vorbei, ich kam mir vor, als hätte ich mich verlaufen, und
sei unvermittelt in einen Alptraum geraten. Ich ging durchs Haus, atmete
die Luft und versuchte mich mit 'meinem zu Hause', wieder vertraut zu
machen. Eigentlich hatte sich nicht viel geädert. Alles stand noch an
seinem Platz, nur das Arbeitszimmer meines Vaters und Rosas Zimmer waren
ausgeräumt. Was auf den ersten Blick so wirkte, als hätte jemand die
Zimmer leer geräumt, um sie neu zu tapezieren, war jedoch in Wahrheit das
Ende der Familie und wie ich erst viel später Begriff, das endgültige Ende
der Kindheit.
Der Abend schlich dahin und schon nach wenigen Stunden nervte mich das
ständige Weinen meiner Mutter. Ich konnte gar nicht verstehen, warum sie
unserem Vater so nachweinte, denn ich verspürte nur Hass.
Vielleicht war ich ein wenig ungerecht, aber in dieser Situation konnte
ich irgendwie nicht anders. Ich hasste diesen Mann für alles was er tat,
ja ich hasste ihn sogar dafür das er überhaupt existierte.
Mutter hatte sich bei Zeiten müde geweint, und ging ins Bett und auch wir
Kinder gingen nach oben in unsere Zimmer. Als ich die Treppe hinaufkam
fiel mein Blick abermals in Rosas leeres Zimmer und mir kam ein Gedanke,
für den ich mich zugleich wieder schämte. 'Jetzt habe ich hier oben
endlich Kai-jin für mich!' Ich ertappte mich dabei, wie ich mich selber
ein 'Arschloch' schimpfte, denn mir war in diesem Moment klar, dass ich
nicht minder egoistisch dachte als mein Vater.
Es war Kai-jin, die mich aus diesen Gedanken riss. Sie trat von hinten an
mich heran, legte ihren Kopf an meine Schulter und nahm mich von hinten in
den Arm. Ich drehte meinen Kopf um ihr Gesicht sehen zu können, und
stellte fest, auch sie hatte rotgeweinte Augen.
"Geo...?" ihr Blick verriet tiefe Ergriffenheit und Angst, "versprichst Du
mir etwas?"
"Was denn?" ich war ein wenig irritiert.
"Das du mich nie so behandeln wirst, wie Papa das mit Mama gemacht hat.
Das du mich nie so belügst?"
"Aber das ist doch etwas ganz anderes!", wehrte ich ab, "wir sind nicht
Mann und Frau, wir sind kein richtiges Paar, wir sind nur Geschwister!"
"Sind wir nicht! Wir sind keine Geschwister!" Kai-jin schrie, nein sie
kreischte diesen Satz hysterisch über den Flur und mir rutsche das Herz in
die Hose, was war, wenn Mutter uns unten hören würde. Ich riss Kai-jin
förmlich mit mir in mein Zimmer, das dem Elternschlafzimmer am
entferntesten lag.
"Bist du verrückt so zu Kreischen, wer soll dich denn noch alles hören!"
fuhr ich meine Schwester barsch an. Anstatt mir zu antworten, ließ Kai-jin
ihre Tränen laufen. Sie heulte nicht wild drauflos, sondern im Licht der
Deckenlampe sah ich einfach nur die Tränen über ihre Wangen laufen, die
sich an ihrer Kinnspitze sammelten und auf den Teppich herabtropften.
Ich fühlte mich beschissen, gerade so, als sei ich wieder mal dabei alles
verkehrt zu machen und wusste überhaupt nicht, wie ich nun reagieren
sollte. Doch Kai-jin starrte mich einfach nur an, gerade so, als erwarte
sie von mir, dass ich die Situation nun bereinige, doch ich fühlte mich
unbeholfen, wusste nicht was ich tun sollte.
Es war Kai-jin, die abermals reagierte. Sie zog ihr T-Shirt aus, öffnete
ihre Hose und stand nur im Schlüpfer vor mir. Doch die Tränen liefen immer
noch. "Geo, du bist nicht mein Bruder, bitte, sag es, sag dass Du nicht
mein Bruder bist!"
Hätte ich doch bloß weglaufen können, die Zeit zurückdrehen, alles
ungeschehen machen können, in diesem Moment hätte ich es getan. Kai-jin
war verzweifelt, sie war total am Ende, und der einzige Mensch, der ihr
hätte helfen können, stand wie eine Ölgötze vor ihr und stellte sich an
wie ein Neugeborenes das fasziniert aber verständnislos seine erste Rassel
betrachtet. Ich war unfähig zu reagieren, ich wusste nicht was ich tun
sollte und hatte das Gefühl, alles was ich tun konnte und tun würde, wäre
verkehrt. Ich fühlte mich hundeelend und schuldig.
Kai-jin raffte ihre Klamotten zusammen und stürzte weinend an mir vorbei
in ihr Zimmer. Hinter ihr knallte ihre Tür und Sekunden später hörte ich
sie laut in ihrem Zimmer weinen. Ich zog mich aus, legte mich ins Bett und
lauschte meiner weinenden Schwester. Meine Zimmertür ließ ich offen. Ich
hätte sie schließen können, um das Geräusch der schluchzenden Kai-jin zu
dämpfen, aber nicht einmal das brachte ich fertig.
Ich versuchte nachzudenken, obwohl mir das unheimlich schwer fiel. Was
konnte ich tun. Ich mochte Kai-jin, sehr sogar, ich wusste, dass das, was
wir getan und erlebt hatten, nie hätte passieren dürfen, für mich war sie
immer noch meine Schwester, doch ich begriff auch, dass es für Kai-jin
anders war. Sie wusste, sie war eben nicht meine richtige Schwester. Ich
musste an Rosa denken, die meiner Mutter vorgeworfen hatte, sie sei nie
als richtige Tochter akzeptiert worden. Ich hatte es da leicht, ich wusste
wer meine Eltern waren, auch wenn ich im Moment auf meinen Vater nicht
sonderlich stolz war. Ich horchte in die Nacht und vernahm die immer noch
weinende Kai-jin aus ihrem Zimmer.
Ich stand auf, es war mir egal ob ich das Richtige tat, ich kam zu dem
Schluss, das es vielleicht längst zu spät war das Richtige zu tun, Nur
eines wollte ich jetzt auf keinen Fall, alleine sein und ich befürchtete,
wenn ich jetzt nicht etwas unternahm dann würde ich Kai-jin vielleicht
verlieren.
Ich weiß nicht ob es mir damals schon klar war, aber ich liebte sie
wirklich, nicht als meine Schwester, sondern als das, was nicht sein
durfte.
Ich ging in ihr Zimmer, hockte mich neben ihr Bett, und tastete im Dunkeln
nach ihr.
"Nicht weinen!" versuchte ich sie zu beruhigen. So als hätte meine
Schwester mich jetzt erst erkannt, als hätte sie sicher sein wollen, das
es nicht Mutter war, die nach ihr sah, warum sie so weinte, drehte sie
sich zu mir um, schaltete ihre Nachttischlampe an, so als wolle sie sich
optisch versichern, das ich es tatsächlich war, schlang ihre Arme um mich
und begann mich wild zu Küssen. Knutschend rutschte sie aus dem Bett und
wir lagen eng umschlungen auf dem Teppich. Ich spürte ihren Körper, spürte
die hitzige Wärme, die sie abstrahlte. Ich verdrängte alle Skrupel, alle
Ängste und genoss die stürmischen Berührungen meiner Schwester, die nicht
meine Schwester sein wollte. Die innigen Küsse, die meinen ganzen Körper
bedeckten und mir das Blut in die Lenden schießen ließen.
Sie riss mir meine Short vom Körper und stürzte sich regelrecht auf mich.
Sie spießte sich auf meinem Penis auf und ein zischendes Atmen zwischen
den Zähnen verriet ihren Schmerz. Ich musste an Theresa denken, an ihre
Art zu lieben. Und mir fiel die Gerte wieder ein. Ich wusste warum Kai-jin
Schmerzen empfand, und sie tat mir Leid. Das, was wir hier taten, das
taten wir in diesem Moment um einen Bund zwischen uns zu besiegeln, einen
geheimen, einen verbotenen Bund. Etwas Ungehöriges was es nie hätte geben
dürfen, doch ich konnte ihr nicht widerstehen. Ihre fordernde Art, die
grenzenlose Geilheit mit der sie mich trotz schmerzverzerrtem Gesicht
ritt. Ihr gepresster keuchender Atem, ihre Schenkel die mich umschlangen
als gelte es mir die Rippen zu brechen.
Dieser Akt hatte nichts zärtliches, er war animalisch heftig, fast schon
mechanisch, und doch merkte ich, wie es mir kam. Ich sah Kai-jin in die
verweinten Augen, sah, dass noch immer Tränen über ihr Gesicht liefen und
wusste plötzlich was sie von mir wollte, sie wollte keinen Sex, sie wollte
keine Befriedigung, sie wollte nur eines, dass ich endlich einsah, was sie
mir vorhin entgegen geschrien hatte, dass ich nicht ihr Bruder war und ich
erkannte, wenn ich es jetzt nicht über mich bringen würde, dann würde ich
vielleicht den Menschen verlieren, der mir am meisten bedeutete.
"Kai-jin!" mir war es egal, wie laut ich ihren Namen rief, doch meine
Schwester reagierte überhaupt nicht, sie ritt mich wie der Teufel, und
selbst mir begann mein Penis zu schmerzen.
"Katrin!" Stille, meine Schwester hielt abrupt inne und starrte mich an.
So hatte ich sie ewig nicht genannt. "Ich bin nicht dein Bruder!" Da war
es raus. Kai-jin setzte sich wieder auf mein noch steifes Glied, diesmal
langsamer und ich sah ein Lächeln auf ihrem Gesicht, ein Lächeln absoluter
Glückseligkeit. Ein paar wenige Bewegungen auf mir, dann riss Kai-jin ihr
Kopfkissen vom Bett, presste es sich vors Gesicht und schrie ihren
Höhepunkt hinaus. Noch nie hatte ich so so gehört, auch wenn das Kissen
den Schrei erstickte, so war er doch für mich trotzdem deutlich
vernehmbar. Kai-jin schrie und kreischte in ihr Kissen wie ich sie noch
nie erlebt hatte. Es war nicht nur der Schrei eines Höhepunktes, sondern
ein Schrei der Befreiung. Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte warf
sie ihr Kissen auf das Bett zurück und begann wiederum mich wild zu
küssen. Sie stammelte immer wieder meinen Namen und der Klang des Glücks
in ihrer Stimme brachte mich zu einem gewaltigen Höhepunkt. Tief spritzte
ich meinen Saft in die Muschi meiner Schwester.
Wir waren beide total geschafft und blieben eine ganze Weile schlaff
aufeinander liegen, bis ich ein Knarren auf der Treppe vernahm, doch das
ist eine andere Geschichte, die gibt es ein anderes mal.
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