Die
Weihnachtsvorbereitungen waren abgeschlossen, mein Vater war am Morgen
zurückgekehrt, gemeinsam hatten wir den Baum geschmückt. Katrin war
ausgelassen und fröhlich und auch zu mir ausgesprochen freundlich. Den
Vorfall vor einigen Monaten hatte ich noch immer nicht vergessen, das
würde wohl so schnell auch nicht passieren, aber Katrin und ich wir gingen
inzwischen wieder recht normal miteinander um. Zum Abend saßen wir in
gemütlicher Runde zusammen, Rosa, die inzwischen durch ihren Erfolg beim
Konzert eine richtige Karriere als Solistin mit der Geige begonnen hatte,
gab von ihren Künsten einiges zum besten, und nach einem kleinen Essen
ging es zur Bescherung.
Mein Vater hatte uns allerlei Überraschungen aus Brasilien mitgebracht,
von meiner Mutter bekamen Katrin und ich einen weiteren Tanzkurs, den wir
in der Zwischenzeit recht erfolgreich absolviert hatten. Rosa verschenkte
wie immer ein paar Schallplatten und bewies abermals einen erstaunlich
guten Geschmack. Als Katrin das Geschenk von mir auspackte, an dem sich
wie gesagt auch meine Mutter beteiligt hatte, leuchteten ihre Augen, ich
hatte also ihren Geschmack voll getroffen. Sofort probierte sie den Matel
an, der ihr zu ihrem Winterkleid und den Wollstrümpfen die sie trug
wirklich gut stand. Mich machte das sehr glücklich, die Freude im Gesicht
meiner Schwester zu sehen. Doch eine noch viel größere Überraschung war
das Geschenk meiner Schwester. Ich hatte schon während des ersten
Tanzkurses meine Liebe für den Tango entdeckt, was mein Vater seit seinem
Brasilienaufenthalt gut verstehen konnte. Katrin hatte sich mit meinem
Vater zusammengetan, weiß der Himmel, wie sie das organisiert hatte, und
sich selbst und mir einen speziellen Tanzkurs nur fürs Tangotanzen
geschenkt. Zum ersten mal wich sie mir nicht aus, sondern schenkte mir nun
auch noch etwas, wo sie mehr Zeit mit mir verbrachte. Ich war glücklich.
So verbrachten wir noch eine Weile in familiärer Atmosphäre, als es
draußen wieder zu schneien begann. Da bat Katrin meine Eltern, mit mir
noch ein bißchen die weiße Weihnacht genießen zu dürfen. Meine Eltern
erlaubten schließlich nach langem Quengeln von Katrin, daß wir noch nach
draußen durften, schleißlich war ja Weihnachten. Ich hatte dem Treiben
überrascht aber unbeteiligt zugesehen, denn ich wußte überhaupt nicht, was
das zu bedeuten hatte.
"Los, zieh dir was warmes an!" stieß Katrin mich grinsend an.
"Der ist ja jetzt schon festgefroren!" lästerte mein Vater. Doch ich zog
mich an und begleitete meine Schwester.
Als wir außerhalb unserer kleinen Ortschaft durch die verschneiten Wälder
liefen hielt Katrin plötzlich an. Bisher war sie immer ein paar Schritte
vor mir gegangen. Sie drehte sich zumir um, und ich sah ihr
tränenüberströmtes Gesicht.
Ich wollte etwas sagen, doch Katrin gab mir einen Umschlag in die Hand.
Nun war ich wirklich überrascht. Was kam denn jetzt. "Ein kleines
Weihnachtsgeschenk." sagte Katrin schluchzend. Etwas verunsichert öffnete
ich den Umschlag. Darin lag ine Karte, auf der ein Drache abgebildet war.
Auf der Rückseite standen folgende Zeilen:
Ich spreche mit Dir -
doch ich hülle mich in tiefes Schweigen.
Ich sehe Dich an -
doch ich verschließe die Augen vor der
bitteren Wahrheit.
Ich lächle Dir zu -
doch Tränen strömen über mein Gesicht.
Ich will dir verzeihen -
doch ich wende mich von dir ab.
Ich weiß auch ich habe einen Fehler gemacht -
denn ich liebe Dich!
(Kai-jin)
Tränen schossen mir ins Gesicht. Ich wollte etwas sagen, aber ich brachte
kein Wort heraus. Lange schaute ich Katrin ihn ihre ebenfalls verweinten
Augen, ich weiß nicht wie lange dieser Moment gedauert hat, mir kam er
ewig vor, dann vielen wir uns in die Arme. Ein langer inniger Kuß folgte.
Nachdem wir uns einbißchen beruhigt hatten, lösten wir uns voneinander und
gingen noch ein gutes Stück durch den Wald. "Djio", begann sie nachdem wir
eine Weile stumm Arm in Arm durch den Wald gegangen waren, "wir sind beide
ganz schön dumm gewesen, verzeihst du mir?"
Ich wußte nicht so recht, was ich sagen sollte und antworte nur: "Ja, und
du?"
Katrin nickte nur und zog mich zu einer nahegelegenen Parkbank. "Ich
möchte das du jetzt und hier mit mir schläfst!"
Ich war entsetzt, "das kann ich nicht!"
"Doch, du kannst, und du willst auch, ich weiß es!"
"Es ist doch viel zu kalt", versuchte ich mich herauszureden, aber Katrin
ließ keine Ausrede zu. Sie preßte mich auf die Parkbank setzte si auf
meinen Schoß und nestelte meine Hose auf. Ich versuchte mich ein bißchen
zu wehren, denn ich hatte Angst, Angst vor meiner Schwester, Angst vor den
Konsequenzen. Katrin schlang ihren Mantel um uns beide herum, und ich
spürte, das sie unter ihrem Wollrock nur die langen Wollstrümpfe trug,
sonst nichts. Ich konnte ihr nicht wiederstehen.
Innig küssend drang ich ganz vorsichtig in sie ein.
"Heute fangen wir noch einmal ganz von vorne an", flüsterte mir Katrin ins
Ohr und begann sich ganz langsam auf mir zu bewegen. Ich spürte die Hitze,
die ihr Unterleib ausstrahlte, die wohlig weiche Wärme, die mich empfing
und meinen Penis sanft massierte.
Ich konnte es nicht fassen, das mußte ein Traum sein; aber es war keiner.
Ganz langsam wichen meine Ängste und Skrupel und ich begann mich ebenfalls
im Rythmus ihres Körpers zu bewegen. Katrins Bewegungen wurden immer
hastiger, ich spürte wie sich ihre Muskeln mehr und mehr zusammenzogen.
Gemeinsam kamen wir, mitten im Winter auf einer Parkbank im Wald. Ein
Weilchen blieben wir noch so sitzen, und mir schossen tausend Fragen durch
den Kopf.
Es gab so viel zu bereden, doch bevor ich überhaupt etwas sagen konnte,
begann Katrin: "Djio, bitte sag nichts, jetzt nicht, hör mir bitte erst
zu."
Nun kamen schlagartig noch mehr Fragen in mir hoch, aber heute wollte ich
mich einmal wirklich zusammenreißen, und nur das tun, was Katrin von mir
verlangte, und so schwieg ich.
"Ich möchte das wir über das Vergangene nicht mehr reden. Du weißt das es
ein Fehler war, ich weiß es. Ich möchte keinen Schuldigen suchen ich will
es einfach vergessen."
"Meinst du das geht?" fragte ich nur etwas skeptisch. Katrin schüttelte
den Kopf, "nein ich glaube nicht, aber laß es uns wenigstens probieren.
Ich weiß, es war nicht ganz fair, wie ich mich verhalten habe, ich habe
nur meinen Schmerz gefühlt, dir wird es wahrscheinlich nicht viel besser
gegangen sein, also laß uns das Thema jetzt endlich beenden, bitte!"
Was sollte ich tun, ich konnte ihr heute keine Bitte ausschlagen, und so
stimmte ich zu.
"Eine Bitte habe ich noch", brachte Katrin nach einiger Zeit zögernd
hervor.
"Ja?" ich war gespannt, was da noch kommen würde.
"Du weißt das ich meinen Namen Katrin erst seit meiner Adoption habe. Ich
weiß zwar nicht, wie ich eigentlich heißen sollte, aber ich mag den Namen
Katrin nicht. Als Zeichen unserer Freundschaft möchte ich, daß Du mich in
Zukunft nie wieder Katrin nennst, es reicht, wenn unsere Eltern das tun."
"Was?" fragte ich, "wie denn dann?"
"Kai-jin!"
Ich dachte ich hätte mich verhört, das klang doch fast genauso, und ich
hatte sie sowieso schon sehr häufig so genannt, jedenfalls bis zu dem
Zwischnfall vor ein paar Monaten, aber ich traute mich heute nicht, sie
danach zu fragen. Ich wollte heute überhaupt nichts tun, was meine
Situation in irgendeiner Weise verändert hätte, und so stimmte ich nickend
zu.
"Ich will es hören!" forderte mich Katrin auf.
"Jawohl Kai-jin!" gab ich pflichtbewußt zur Antwort.
"Gut, dann laß uns jetzt wieder nach Hause gehen." Arm in Arm gingen wir
zurück, bis kurz vor die ersten Häuser, ab da liefen wir nur nebeneinander
her.
Der Rest des Abends glitt nur so an mir vorbei. Ich weiß nicht mehr was
sonst noch passierte, denn ich war einfach glücklich. Ich hatte tausend
Gedanken, tausend Fragen, doch an diesem Abend wurde keine mehr
beantwortet.
Ich schlief genauso beschissen wie gut drei Monate zuvor, doch diesmal war
ich glücklich. Die ganze Nacht rumorten die Gedanken in meinem Schädel,
doch ich war glücklich. Die Fragen, die sich mir stellten, konnte ich
heute nicht mehr beantworten. Vielleicht würde ich es nie können.
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