Epilog:
Der Rest der Geschichte ist schnell erzaehlt. Ich wachte im Krankenhaus
auf, wo ich noch die gesamte folgende Woche ver- brachte. Die anderen
Maedchen aus dem Haus, die ich kennengelernt hatte, Tanja, Angelika und
Anne, besuchten mich dort und er- zaehlten mir, was passiert war.
Elisabeth hatte tatsaechlich die Polizei gerufen. Sie drangen in den
Keller ein, wo sie den noch halbnackten Herrn Luchs und mich fanden. Da
ich nicht ansprechbar war, wurde ein Krankenwagen gerufen. Herr Luchs
hingegen kam in Untersuchungshaft. Ich hatte keine ernsthaften
Verletzungen, deswegen braeuchte ich mir also auch keine Sorgen zu machen.
Die drei erzaehlten weiterhin, dass sie, drei andere Frauen denen ich
bisher noch nicht begegnet war sowie einige ehemalige Mieterinnen Anzeige
gegen Herrn Luchs erstattet haben, einen Rechtsanwalt haetten sie schon.
Auf die Frage, ob auch ich Aussagen wolle, konnte ich zu diesem Zeitpunkt
keine Antwort geben. Die Ereignisse des letzten Tages mit unserem
Vermieter muesse ich noch einmal ueberdenken.
Ein halbes Jahr spaeter kam es zum Prozess. Herr Luchs war ebenso
angeklagt wie sein Sohn. Sogar der alte Gerhardt sass vor Ger- icht. Ich
war nicht da, denn ich hatte keine Anzeige erstattet. Ich hatte einen
Schlussstrich gezogen. Den Weg zu mir selber hatte ich noch nicht gefunden
und eine erneute Konfrontation, ein erneutes aufwuehlen der alten
Geschichten wollte ich nicht in Kauf nehmen. Wie der Prozess ausging,
weiss ich nicht, denn die Oeffentlichkeit wurde von dem Fall ferngehalten,
mit Ruecksicht auf die Opfer. Ich habe es auch nie in Erfahrung bringen
wollen.
Ich setzte das Studium in einer anderen Stadt fort, nachdem ich alle
Bruecken hinter mir abgebrochen hatte. Ich habe am neuen Ort ein teures
aber huebsches Appartement bekommen. Mein Vermieter ist diesmal eine
Vermieterin, eine alte Dame im Rentenalter. Mein Studium ist mein ein und
alles, ich bin recht erfolgreich, da ich meine ganze Energie dort
hineinstecke. An Sex habe ich seit damals nicht mehr gedacht, ich habe es
verdraengt. Wie gesagt, alles begann vor etwa zwei Jahren ...
Letzte Woche jedoch sah ich am Bahnhofskiosk die Zeitschrift wieder, die
ich Herrn Luchs kaufen musste. Ein magischer Trieb liess mich nach dem
Heft greifen und es kaeuflich erwerben. In der darauffolgenden Nacht
verschlang ich das Heft Zeile fuer Zeile, ich las alle Anzeigen und ich
markierte etwa ein halbes Dutzend.
Dann schrieb ich meine Geschichte nieder. In der Hoffnung, nun alles
endgueltig verdaut zu haben. Endlich zu meiner Sexualitaet und zu einer
Person zu finden, die mich wirklich liebt und die auch ich ohne Reue
lieben kann.
Ob ich auf eine Anzeige antworte oder ob ich selber eine aufgebe, weiss
ich noch nicht. Aber ich muss etwas tun. Gestern abend habe ich seit
langer Zeit mal wieder onaniert und entdeckt, dass in mir noch Feuer ist.
Ich werde jemanden finden, der es wieder entfacht. Ich lasse es nicht zu,
dass man es wieder loescht.
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