Im
Sex-Shop:
Ich hatte wieder mal keine Ahnung, was mich heute erwarten wuerde.
Einkaufen? Fuer ihn in den Supermarkt gehen? Nachdem ich ihm ja schon
seine Toilette saubermachen durfte, haette mich das nicht ueberrascht.
Aber ich war zuversichtlich, dass mein Meister schon wissen wuerde, was
gut fuer mich ist. Ich war freudig erregt, zumal ich nun seit Tagen keinen
Orgasmus mehr hatte. Vielleicht wuerde mich mein Meister ja heute mit
einem Hoehepunkt belohnen.
Ich schminkte mich etwas, obwohl ich darin wenig Erfahrung hatte. Also ein
bisschen die Wimpern schwaerzen, eine leicht getoente Gesichtscreme und
einen dezenten Lippenstift sparsam aufgetragen. Sexy anziehen? Na gut,
heute war es draussen fruehlingshaft warm, also verzichtete ich auf einen
BH. Ich entschied mich fuer eine unifarbene rote Bluse. Mein schwarzer
Slip wurde durch ein ebenso schwarzen kurzen Ledderrock versteckt, dazu
noch rote Pomps und mein Outfit stimmte. Vielleicht haette ich noch
Seidenstruempfe anziehen sollen, aber ich besass keine. Um kurz vor fuenf
klingelte ich dann unten bei Herrn Luchs.
Es oeffnete jedoch nicht mein Meister persoenlich, sondern - Tan- ja!
Ich glotzte sie an, als saehe ich sie zum ersten Mal. Tatsae- chlich
haette ich sie wahrscheinlich nicht sofort erkannt, wuerde ihr Name nicht
gross auf dem T-Shirt prangen. Mein ganze Aufmerk- samkeit richtete sich
auf ihr Gesicht oder besser gesagt auf den knallroten Ball in ihrem Mund.
Der Ball hinderte sie daran, ihren weit aufgerissenen Mund zu schliessen.
Offenbar war der Ball mit einem Riemen, der um ihren Kopf herumfuehrte,
festgemacht. Sie schaute mich aus veraengstigten Augen an. Da sie nicht
sprechen konnte, wich sie einen Schritt zur Seite und deutete an, ich
solle eintreten.
Ich ging voran durch die einzig offene Tuer im Flur, dem Ar- beitszimmer.
Dort stand Herr Luchs hinter einer Kamera, die auf einem Stativ befestigt
war.
"Du bist ueberpuenktlich, Melinda. Ich muss nur noch ein paar Bilder
schiessen, dann bin ich fertig."
Tanja huschte an mir vorbei und legte sich wieder auf das grosse Bett. Auf
dem Ruecken liegend, spreizte sie die Beine, so dass sie ihre Vagina
direkt der Kamera praesentierte. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ihr
T-Shirt ihr einziges Kleidungsstueck war. Ein Blitz zuckte auf.
"Spreiz deine Fotze mit den Fingern, Tanja. Ich will deine intim- sten
Stellen Fotografieren."
Zoegernd fuhr sie mit einer Hand zwischen die Beine und oeffnete den Spalt
mit zwei Fingern. Wieder ein Blitz. Wie peinlich mochte ihr die Situation
sein? Ich hatte sie ja schon beim ersten Abend getroffen. Was mochte sie
von mir denken? Obwohl ich die Vor- fuehrung gesehen hatte, war ich ja
geblieben.
"Weiter auf. Nimm beide Haende!"
Ich senkte den Blick. Mir war klar geworden, dass es einfach un-
verschaemt ist, sie weiter so anzustarren. Hatte ich jegliches Mitgefuehl
verloren?
Noch ein paar Mal blitzte es, dann war der Film voll.
"Tanja, ins Untersuchungszimmer, auf den Stuhl. Ich werde dir gleich ein
paar Kontrollfragen stellen." Wortlos sprang sie auf und eilte aus dem
Zimmer.
"Heute war Tanjas letzte Gelegenheit, den fehlenden Eintrag auf ihrem
T-Shirt zu bekommen. Da sie scheinbar sehr zimperlich ist, weigerte sie
sich bei vielen Vorschlaegen, die ich ihr machte. Es blieb nur noch eine
kleine Fotositzung." Er laechelte mich wieder luestern an, waehrend er den
Film in der Kamera zurueckspulte. "Melinda, du gehst jetzt zum Sex-Shop in
der Hauptstrasse. Dort gibst du diesen Film zum Entwickeln ab.
Gleichzeitig holst du die Fotos von dir ab, klar?"
In den Sex-Shop? Um den ich immer einen grossen Bogen mache? Als Frau? Ich
bekam weiche Knie.
"Ja, Meister" kraechzte ich hervor.
"Und bring die neueste Ausgabe der Zeitschrift 'Happy Weekend' mit. Hier
hast du den Film und etwas Geld." Er ueberreichte mir eine Dose und zwei
Zwanzigmarkscheine. "Du hast dich sehr huebsch gemacht, Melinda. Ich sehe,
du hast keinen BH an, das war klug. Heb deinen Rock hoch."
Sofort war mir klar, was nun kommen wuerde. Ich rollte den engen, kurzen
Lederrock etwas hoch und zeigte ihm meinen Slip.
"Slip ausziehen!"
Wortlos streifte ich das Kleidungsstueck herunter. Trotz meiner uebrigen
Klamotten fuehlte ich mich nun nackt. Mir war in diesem Moment bewusst,
dass ich gleich ohne Slip auf der Strasse stehen wuerde.
"So, jetzt geh. Lass dir ruhig Zeit. Ich habe ja Tanja hier."
Er liess mich stehen und ging aus dem Zimmer.
Ein neuartiges Gefuehl stieg in mir auf und verschaffte sich Luft in
meinem Bewusstsein. Er habe ja Tanja hier, hatte er gesagt. Er wuerde sie
nun mit dem Luegendetektor untersuchen. Er wuerde Luegen finden. Und dann
wuerde er sie bestrafen. Und noch bevor ihre zwei Stunden um sind, wuerde
er sie ficken. Das Gefuehl war einfach zu identifizieren: Eifersucht.
Konnte das wirklich sein? Wuenschte ich mir wirklich, jetzt an Tanjas
Stelle zu sein? Sehnte ich mich schon so nach Unterwer- fung, dass ich
Eifersucht empfand, wenn eine andere von ihm ge- fickt wurde?
Immer noch im Gefuehlschaos versunken trat ich aus dem Haus.
Gedankenverloren ging ich ein paar Schritte. Dann machte mich jedoch eine
kuehle Brise auf meine unzweckmaessige Kleidung auf- merksam. So warm
schien es um diese Uhrzeit doch nicht mehr zu sein. Ich hielt an und sah
mich um. Kein Mensch war in meiner Naehe. Auf der anderen Strassenseite
ging ein Paerchen. Ein Auto fuhr vorbei. Sollte ich den Bus nehmen? Das
waere schneller und bequemer. Aber vielleicht reichte dann mein Geld nicht
mehr fuer den Einkauf. Ausserdem konnte man im Bus meine fehlende Kleidung
eher bemerken als auf dem Buergersteig. Also zu Fuss. Ich zog den Rock
noch etwas tiefer und ging zuegig los.
Jeder, aber auch wirklich jeder, der mir begegnete, starrte mich an. Ich
schaute konsequent weg, aber ich nahm ihre Blicke aus den Augenwinkeln
wahr. War es meine aufreizende Aufmachung? Immerhin war ich fuer diese
Jahreszeit schon etwas zu freizuegig angezo- gen. Regten sich bei den
Maennern Fruehlingsgefuehle? Oder sah man mehr, als ich zeigen wollte? Da
der Betrieb auf der Strasse staendig zunahm, waehlte ich schliesslich
einen Umweg ueber mehrere kleinere Seitenstrassen. Hier war kaum jemand
unterwegs. Nach fuenfundzwanzig Minuten sah ich in der Ferne mein Ziel.
Ich blieb stehen und atmete einmal tief durch.
Ein Schild kuendigte mit roten, verzierten Lettern auf weissem Grund
"Peters Sex-Shop" schon von weitem an. Mit behutsamem Schritt naeherte ich
mich den Schaufenstern. Ausgerechnet jetzt kam mir aber jemand entgegen.
Ein Mann. Verstohlen blickte ich seitlich auf das Schaufenster, ohne
meinen Kopf zu drehen und ohne meinen Schritt zu verlangsamen. Man konnte
nicht ins Innere des Ladens sehen, da das Fenster von innen ganz mit
weisser Folie beklebt war. Nur der Schriftzug "Sex-Shop" lief quer
darueber. Etwas kleiner stand darunter "Videokabinen", "Magazine" und
sowas wie "Non-Stop Programm". Genau als ich auf Hoehe der Tuer vor-
beikam, ging auch der mir entgegenkommende Mann an mir vorbei. Die Tuer
des Ladens war offen und der Eingang durch eine Art dicken Vorhang
geschuetzt. Ich dachte nicht im Traum daran, jetzt anzuhalten oder gar
reinzugehen. Ich schlenderte teilnahmslos vorbei und liess den Laden
hinter mir.
Ich bog in die naechste Seitengasse ein und blieb stehen. Mein Puls hatte
sich erhoeht. Was war ich doch fuer ein Feigling! Bloss weil ein Fremder
mir entgegenkam hatte mich der Mut ver- lassen. ist ein Sex-Shop nicht ein
Laden wie jeder andere auch? Also los, andere Leute gingen auch dort
hinein! Unbewussterweise und voellig ueberfluessig zog ich wieder einmal
den Rock etwas nach unten und machte entschlossen kehrt.
Als ich wieder am Eingang ankam, war diesmal niemand in meiner Naehe.
Trotzdem verspuerte ich den Zwang, mich noch einmal um- zusehen, bevor ich
den Vorhang beiseite schob. Das, was ich hier tat kam mir schlecht und
schmutzig vor. Aber ich tat es fuer meinen Meister. Ich schob den Vorhang
beiseite.
Ja, und dann war ich drin. Ich hatte es mir heller und freundlicher
vorgestellt. Und auch irgendwie groesser. Stattdessen stand ich in einem
Laden von Wohnzimmergroesse, der bis unter die Decke mit Waren
vollgestopft war. Ich sah drei Kun- den, die alle in langen Maenteln
gekleidet waren. Zwei standen an einer Wand voller Hefte und lasen in
Magazinen, die sie in der Hand hatten. Der Dritte stand an der Kasse und
nahm gerade ein braunes Paeckchen vom Kassierer an. Aus einem Lautsprecher
toente die Stimme eines Nachrichtensprechers aus dem Radio. Ich stand
stocksteif da und wurde voll meiner Situation bewusst. Aufreizend
gekleidet. Ohne BH und Slip. In einem Sex-Shop. Unter Maennern. Einer der
Magazinleser blickte ueber seine Schulter und glotzte mich an.
Unwillkuerlich schaute ich weg. Nur der Gedanke daran, dass ich hier fuer
meinen Meister eine Aufgabe zu erledigen hatte, vor der ich mich nicht
druecken konnte, hinderte mich daran, umzudrehen und aus dem Laden
panikartig zu fluechten. Wenigstens war niemand hier, der mich kannte.
Ich versuchte, ruhig zu bleiben. Meine Blick streifte die mit Heften
gepflasterte Wand, die Regale mit Videofilmen, die Eingaenge zu den
Videokabinen, ein Regal mit Plastikschwaenzen, Unmengen von Kondomen und
viele andere Dinge, die ich gar nicht auf Anhieb erkannte. Ich wuerde
jetzt einfach zu der Wand mit den Heften gehen, mir besagtes Magazin
schnappen, den Film abgeben, einen Film geben lassen, bezahlen und dann
raus. Wenn man einen Plan hat, kann gar nichts passieren. Ich ging zur
Magazinwand und suchte.
Ich war erschreckt, abgestossen und fasziniert zugleich, was man dort
alles sah. Nackte Koerper beiderlei Geschlechts, manchmal beim Verkehr,
manchmal in gewagten Posen. Hefte mit sehr jungen Maedchen drauf,
spermaverklebte Koerper, schwule Paerchen beim Analverkehr, dicke Frauen,
Riesenschwaenze, Riesenbrueste, ... die Auswahl war unglaublich. Nie
haette ich mir traeumen lassen, dass es eine solche Unmenge an
verschiedenen Pornoheften gab. Ich hoerte, wie hinter mir weitere Personen
in den Laden kamen und den Kassierer begruessten. Ich drehte mich nicht
um, sondern konzentrierte mich darauf, das von meinem Meister gewuenschte
Heft zu finden. Eine Ordnung gab es offenbar nicht, und selbst wenn es
eine gegeben haette, haette ich nicht gewusst, wo ich suchen sollte, ich
kannte ja nur den Titel des Heftes. Der Maga- zinleser neben mir, der mich
auch angeschaut hatte, legte ein Heft zurueck und nahm sich ein neues aus
dem Regal. Es trug den Titel "Seventeen" und sein Titelblatt zierte ein
augenscheinlich sehr junges Maedchen in offenherziger Pose. Interessiert
schaute ich den Mann an. Er sah ganz nett aus und ich schaetzte ihn so um
die dreissig. Dann schaute er fuer einen winzigen Moment zu mir, wandte
seinen Blick aber sofort ab, als er merkte, dass ich auch ihn anschaue.
Offenbar war es ihm peinlicher als mir.
Durch diesen winzigen Erfolg ermutigt, sprang ich ueber meinen eigenen
Schatten und ging in die Offensive.
"Entschuldigen Sie", fragte ich ihn im Fluesterton, "wo finde ich denn das
Heft 'Happy Weekend' oder so?"
Jetzt hatte ich ihn wohl total verschuechtert. Hilflos starrte er mich an.
Er raeusperte sich verlegen, zeigte nach unten und kraechzte ein duennes
"Dort" hervor.
Er hatte recht. Da die Frau auf dem Titelbild nicht vollkommen
Splitternackt war und noch einen Slip trug, hatte ich es gar nicht
beachtet. "Danke", laechelte ich ihn freundlich an.
Das Heft war ueberraschend dick, ich blaetterte es jedoch nicht durch.
Entsetzt stellte ich jedoch fest, dass dahinter noch ein Exemplar des
gleiches Magazins aber mit anderem Titelbild war. Welche Ausgabe war nun
neuer? Ich ging in die Hocke, um den Sta- pel genauer zu untersuchen. Mein
kurzer Rock rutschte dadurch beaengstigend weit nach oben. Ich sollte mich
also beeilen, bevor ich zuviel Aufmerksamkeit auf mich ziehen wuerde.
Ich fand noch eine andere Ausgabe, aber die Numerierung kennzeichnete das
vorderste als das neueste. Aber war es auch wirklich das allerneueste? Ich
durfte auf gar keinen Fall eine veraltete Ausgabe meinem Meister
mitbringen. Ich stand auf und zupfte meinen Rock wieder zurecht. Der Mann
neben mir war inzwischen zur anderen Seite gedreht. Dann sah ich ein Heft,
von dessen Titelbild ich meinen Blick nur schwer abwenden konnte. Es
zeigte einen muskuloesen, braungebrannten Mann, der in seiner Hand seinen
steifen, riesigen Schwanz hielt.
Impulsiv langte ich nach dem Heft und blaetterte es durch. Es war offenbar
ein Schwulenmagazin, doch auch ich konnte den Abbil- dungen nicht
widerstehen. Fluechtig sah ich mir jede Seite an. Ich sah viele knackige
und gutgebaute Maenner, jedoch nur der Mann auf dem Titelbild hatte einen
so wunderschoenen Schwanz. Im Magazin waren weitere Abbildungen des
Mannes, wie er sich von einem anderen Mann mit dem Mund verwoehnen liess,
ihm dann den Prachtschwengel in den Po schob und ihn danach vollspritzte.
Ich muss wohl eine ganze Weile mit dem Heft verbracht haben, denn auf
einmal wurde mir die Enge an der Heftwand unangenehm bewusst. Inzwischen
waren weitere Leute in den Laden gekommen. Um diese Uhrzeit war das
bestimmt auch kein Wunder, denn jetzt war fuer viele Feierabend. Mein
Unwohlsein wurde aber etwas durch die Anwesenheit eines Paerchens
gemildert. Ich war also nicht die einzige Frau hier.
Rasch legte ich mein Heft zurueck und ging mit dem Magazin fuer meinen
Meister zur Kasse, wo gerade niemand bedient wurde. Ich holte den Film aus
meiner Rocktasche, legte das Heft auf den Tresen und blickte dem Kassierer
direkt in die Augen.
"Ich moechte diesen Film entwickeln lassen und einen abholen."
Der Mann an der Kasse verzog keine Miene.
"Auf welchen Namen, bitte?"
"Auf ... Luchs. Herrn Luchs" antwortete ich, wobei ich das Wort 'Herrn'
besonders betonte.
"Einen Moment bitte".
Er nahm den Film und liess ihn in einen Tuete fallen. Mit einem
Kugelschreiber schrieb er 'Luchs' drauf und kreuzte einige Dinge auf dem
Umschlag an. Er knickte das obere Ende um und klebte die Tuete sorgfaeltig
zu. Dann drehte er sich um und ging durch eine offenstehende Tuer in einen
Hinterraum.
Er liess sich Zeit. Mehr Zeit, als mir lieb war. Binnen einer Minute
gesellten sich noch zwei weitere Kunden zu mir an die Kasse. Dabei war mir
besonders der direkt neben mir stehende dicke Typ sehr unsympathisch, denn
er roch etwas streng.
Der Kassierer kam mit mehreren Fototaschen zurueck. "Das waeren dann drei
Filme, richtig?"
Huch, damit hatte ich nicht gerechnet. Offenbar war mein Meister nicht nur
Gelegenheitsfotograf.
"Ja. Das heisst nein, ich habe gar nicht so viel Geld mit. Was kostet das
denn?" Ich war erstaunt, wie locker mir die Worte von den Lippen kamen. Es
war halt doch ein ganz normaler Laden.
"Jeder Film zwanzig Mark, zusammen also sechzig".
Das Preisschild meines Heftes verkuendete ebenfalls zwanzig Mark. Da ich
genau zwei Zwanzigmarkscheine dabei hatte, konnte also genau einen Film
kaufen. Ich hatte nur eine Wahl: Nachsehen, auf welchem ich drauf war.
"Dann reicht das Geld nur fuer einen Film." antwortete ich. "Koennte ich
bitte mal reinschauen?"
Er schaute mich fragend an. "Ist es eigentlich nicht egal, wel- chen Film
sie jetzt nun mitnehmen?"
"Nein, ich muss den Film mitbringen, auf dem ich drauf bin ..."
Verdammt! Zu spaet wurde mir bewusst, was ich da gesagt hatte. Es war halt
doch alles nicht so einfach. Ich haette mir auf die Zunge beissen koennen.
Mein letzter Satz hallte noch einmal in meinem Kopf herum. Ich spuerte die
Blicke der beiden neben mir wartenden Kunden, ohne mich umzudrehen. Ich
wusste, wie sie mich jetzt anstarrten. Ich bin drauf, hatte ich gesagt.
Nacktaufnah- men. Von mir. Und ich habe gesagt, ich muesse ihn mitbringen.
Mit nur ein wenig Phantasie konnten sich die beiden nun genau vorstellen,
in welcher Lage ich mich befand...
Der Verkaeufer oeffnete eine der drei Tueten und holte einen Stoss Bilder
heraus. Ich bewegte mich nicht. Offensive, dachte ich. Ich musste dieser
peinlichen Situation offensiv begegnen, denn den anderen ist ebenfalls
mulmig zumute, oder? Ich sah zur Seite, dem Dicken ins Gesicht. Er
laechelte mich ebenso offensiv an, wie ich scheiterte, offensiv zu
schauen. Er schaute nicht weg. Er laechelte mich weiter wissend an. Im
Hintergrund sah der andere Mann schnell zu Boden.
Ich starrte den Dicken weiter an. Ploetzlich schaute er auf den Tresen,
noch breiter laechelnd. Als auch ich hinschaute, wusste ich, warum. Der
Verkaeufer holte inzwischen den dritten Stoss aus der letzten Tasche. Die
ersten beiden lagen bereits auf dem Tisch. Die oben auf den Stapeln
liegenden Fotos waren nicht nur von mir, sondern auch von dem Dicken
einzusehen. Auf einem war ich zu sehen. Auf dem Ruecken liegend. Die Beine
weit gespreizt, meine rasierte Vagina der Kamera praesentierend. Wir beide
sahen es. Das obere Foto des anderen Stapels zeigte eine mir ebenfalls
bekannte Frau in aehnlich offener Pose. Haette sich vor mir die Erde
aufgetan, waere ich ohne zu zoegern liebend gerne von ihr verschluckt
worden. Mein Herz pochte bis zum Hals.
Schnell legte ich beide Haende auf die Fotostapel und reichte dem
Verkaeufer den, auf dem mein Foto prangte.
"Das ging aber schnell." Er schaute mich verdutzt an. Er hatte wohl
erwartet, dass ich erst alle Bilder angucken muesse.
Er packte die Bilder wieder in die Tueten und legte zwei beiseite.
"Dann bekomme ich zwanzig Mark von ihnen."
Nun hatten sich alle Hemmungen wieder bei mir eingefunden. Saemtliche
Selbstsicherheit war futsch. Ich traute mich nicht, zur Seite zu sehen.
"Das ... ist das die ... die aktuelle Ausgabe?" stotterte ich und hielt
ihm die Zeitschrift 'Happy Weekend' hin.
"Nein, die haben wir gerade erst reinbekommen. Einen Moment, bitte."
Wieder huschte er nach hinten.
Der Dicke neben mir legte nun ein Heft, das er die ganze Zeit unter dem
Arm hatte auf den Tresen. Es zeigte eine splitternackte junge Frau, die
ihre rasierte Vagina beinahe ebenso offenherzig praesentierte wie ich auf
dem Foto, nur dass sie dabei kniete. Unwillkuerlich sah ich wieder in
seine Richtung und bereute es sofort. Sein Grinsen war noch daemlicher
geworden. Ich erwartete jeden Moment eine dumme Anmache. Hatte er gesehen,
dass ich keinen BH trug? Sicherlich. Ahnte er, dass ich unter meinem Rock
nackt war?
Der Verkaeufer kam jedoch wieder rein und legte mir ein Heft hin, das
ebenfalls den von mir gewuenschten Titel trug.
"Frisch aus der Druckerpresse. Das waeren dann zusammen vierzig Mark."
Ich reichte ihm meine zwei zerknitterten Scheine. Genau wie bei den
anderen Kunden packte er meine Sachen in einen braunen, unauffaelligen
Umschlag, den er mit einem Klebeband zuheftete. Diesen reichte er mir.
"Schoenen Gruss an Herrn Luchs."
"Ja," sagte ich entgeistert, "auf Wiedersehen."
Ich klemmte den Umschlag unter den Arm und verliess mit schnellen
Schritten den Laden. Auf der Strasse angelangt, musste ich erst einmal
tief durchatmen. Die kuehle Abendluft wirkte wie eine Befreiung von dem
engen Muff des Sex-Shops. Hier fuehlte ich mich wieder sicher. Noch einmal
am Rock gezupft, dann eilte ich nach Hause. Meine Aufgabe war erfuellt.
Mein Meister wuerde zufrieden sein. Ich freute mich auf ihn.
Ich lieferte die Bilder und das Magazin bei Herrn Luchs unten ab. Kein
Wort zu mir. Er nahm den Umschlag einfach an sich und machte die Tuere vor
mir zu. Er hatte mich nicht einmal angesehen. Enttaeuscht ging ich in
meine Wohnung.
Erst als das Telefon klingelte und ich seine Stimme hoerte, wusste ich,
dass auch das wieder ein Fehler war. Ich haette na- tuerlich warten
muessen, denn von weggehen hatte er nichts gesagt. Sofort toente mir sein
lautes Organ aus dem Hoerer entgegen.
"Es ist unglaublich, welche Dreistigkeiten du dir erlaubst, Moni- ka"
ertoente seine Stimme. "Es wird wohl Zeit, dass du ein fuer allemal
verstehst, dass du allein meine Befehle auszufuehren hast und sonst
nichts. Ich habe eine kleine Ueberraschung fuer dich vorbereitet, morgen
frueh wirst du mehr erfahren." Er legte auf, ohne dass ich auch nur ein
Wort sagen konnte.
Ich hatte wieder alles verdorben. Anstatt ihn gnaedig zu stimmen und zu
hoffen, dass er mir meine gute Arbeit irgendwie belohnen wuerde, hatte ich
wieder einen dummen Fehler begangen.
|
|