Kurz darauf
kam ich wieder zu Bewußtsein. Ein pulsierender, starker Schmerz in meinem
Kopf ließ mich nicht klar denken. Ich merkte, wie Sanitäter mich auf eine
Trage legten. Mein ganzes Gesicht mußte Blutüberströmt sein, die warme
Flüssigkeit lief mir in den Mund und ich mußte sie ständig
runterschlucken. Dann fuhr der Krankenwagen los. In ihm war grelles Licht
und einer der Sanitäter beugte sich über mich. Er fuchtelte an meiner Nase
herum, Blut floß über seine Einmalhandschuhe. Irgendwo schaukelte ein
Ständer mit Infusionsflaschen herum. Ich schrie immer nur "Es tut so weh,
es tut so weh!" Der Schmerz war rasend. Tränen des Schmerzes liefen mir
über das Gesicht. "Ist schon gut, sie werden gleich einschlafen…gib ihm
eine halbe Ampulle", hörte ich eine Frauenstimme sagen. Nur wenige
Sekunden später dämmerte ich weg.
Ich erwachte im Krankenhaus. Als ich die Augen öffnete, bemerkte ich etwas
weißes direkt vor meinen Augen, es bedeckte meine Nase. Ich führte eine
Hand zur Nase und berührte das weiße Ding. Es war ein Gips, das hieß, mein
Nasenbein war wirklich gebrochen! Wie furchtbar! Würde ich jetzt für immer
entstellt sein? "Aaah, jetzt ist er wach geworden!" Ich sah zur Seite. Als
ich den Kopf bewegte, fühlte ich rasende Schmerzen hinter meiner Stirn. Es
war, als würde jemand mit einem Vorschlaghammer darauf einschlagen. Eine
Frau in Weiß kam auf mich zu. "Guten Morgen, ich bin Schwester Alexandra
und ich betreue dich heute vormittag." "Wo bin ich", flüsterte ich mit
Anstrengung. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich zerspringen.
Mir wurde schwindlig, alles drehte sich. Sie wußte gleich, was los war und
hielt mir eine Schale hin, in die ich erbrach. Irgendwie fühlte ich mich
danach erleichtert. "Sie sind auf der Unfallchirugischen Station im
Krankenhaus. Sie sind gestern zusammengeschlagen worden und haben eine
Gehirnerschütterung und eine Nasenbeinfraktur davongetragen." Na herrlich,
dachte ich. Wenn meine Eltern das erfahren, lassen sie mich nie mehr
allein aus dem Haus gehen. Zum Glück sind sie verreist! "Ich will schlafen
", murmelte ich. "Ja, schlafen sie sich ruhig ordentlich aus."
Nach einigen Tagen fühlte ich mich schon besser und konnte mein Bett
verlassen. Susan war mich am ersten Tag einmal besuchen gekommen, aber ich
hatte ihre Anwesenheit nicht so richtig wahrgenommen. Mir ging es einfach
zu schlecht. Die Schwester sagte ihr, daß ich viel Ruhe brauche und daß
sie am besten erst in einer Woche wiederkommen solle. Nach einer Woche
fühlte ich mich wieder ganz gut und durfte mein Bett verlassen. Ich lag
übrigens in einem Zimmer mit 3 Betten, meine Nachbarn waren zwei ältere
Herren, die sich irgendwelche Gliedmaßen gebrochen hatten. Ich war
erstaunt, wie sehr meine Beinmuskulatur innerhalb einer Woche strenger
Bettruhe abgebaut hatte, ich konnte nur im Schneckentempo über den Gang
schleichen. Ich ging langsam über die Station. Sie war wohl erst vor
kürzlich renoviert worden, alles sah noch neu und frisch aus. Die Wände
waren hellweiß und die Rahmenelemente der Türen schwarz. Alles schwarz und
weiß - wie bei Susan zu Hause. Hätte ich mich ebenfalls wie ihr Freund
verhalten, wenn ich meine Freundin beim Sex mit einem anderen erwischt
hätte? Wäre ich ruhig geblieben? Nein, so paradox es klingt, irgendwie
konnte ich diesen Jungen sehr gut verstehen. Susan ist ein sehr
begehrenswertes Mädchen, die ideale Vorzeigefreundin. Bestimmt hatte er
lange gebraucht, bis er an sie herangekommen ist. Aber was sollten alle
diese Gedanken, jetzt war es eh zu spät. In einem der Zimmer, an denen ich
vorbeikam, war die Tür halb geöffnet. Es war noch recht früh am Morgen.
Durch den Türspalt konnte ich ein Mädchen in meinem Alter sehen, daß mit
einem Gipsbein auf dem Bett saß und gelangweilt in irgendeiner Zeitschrift
blätterte. Sie blickte auf, wahrscheinlich hatte sie das Schlurfen meiner
Hausschuhe auf dem Boden gehört. Ich lächelte ihr kurz zu und ging weiter.
Am Ende des Ganges machte ich kehrt, um zu meinem Zimmer zurück zu gehen.
Mir fiel ein, daß die Außenbeleuchtung von unserem Haus noch brennen
mußte, da ich ja spät abends weg gegangen war. Hoffentlich schöpften die
Nachbarn keinen Verdacht, daß irgendwas nicht simmt, wenn das verdammte
Licht die ganze Zeit brennt. Ich hoffte immer noch, daß ich die ganze
Sache vor meinen Eltern verheimlichen konnte, sie würden erst in 3 Wochen
wiederkommen. Was, wenn irgendwelche Unterlagen vom Krankenhaus nach Hause
geschickt würden, oder ich den Verband zu Hause noch tragen müßte?
Wieder in meinem Zimmer angekommen, war ich so kaputt von meinem kleinen
Ausflug, daß ich mich erstmal hinlegen mußte. Am Nachmittag kam Besuch für
mich, es war Susan. Die älteren Herren aus meinem Zimmer sahen gierig zu
ihr hin und konnten gar nicht schnell genug "Guten Tag" sagen, wobei ihnen
förmlich der Speichel aus den lechzenden Mäulern lief. Susan trug
hellblaue, enge Levi's Jeans und eine weiße Bluse, die sie in die Hose
gesteckt hatte, so daß ihr praller Hintern voll zur Geltung kam. Sie
lächelte mich verlegen an. "Hi! Geht's dir wieder besser?" "Ja, ich kann
bereits das Bett verlassen", erwiderte ich nicht ohne sarkastischen
Unterton. Ich stand auf und sagte: "Laß uns doch in den Aufenthaltsraum
gehen, da können wir uns unterhalten.".
Ich öffnete die Tür zum Aufenthaltsraum. Er war leer. Draußen war schönes
Wetter, deshalb gingen wir auf den großflächigen Balkon und setzten uns in
zwei nebeneinander stehende, weiße Plastikstühle. Wir konnten vom Balkon,
der im 8. Stock lag, über die halbe Stadt sehen, solch eine Aussicht bot
sich einem nur selten. Unter anderen Umständen hätte ich sie sogar
genossen. "Möchtest du darüber reden?" fragte sie mich. "Erzähl mir, was
passiert ist." "Also, als wir es im Park gemacht haben, da hat uns Kevin
überrascht. Die Toiletten im "Black Flavour" waren total überfüllt und
deshalb ist er zum Pinkeln rausgegangen, in den Park eben, wo wir waren.
Als er pinkelte, hörte er, daß ich "Huch" sagte und erkannte meine Stimme.
Dann kam er näher und sah uns beide." Das wußte ich alles auch noch, wie
ein Film lief alles vor meinen Augen ab. "Er hat dich dann in die
Bauchgegend geschlagen und du hast vor Schmerzen gestöhnt. Dann…dann nahm
er deinen Kopf und schlug ihn gegen diesen Baum. Ich hörte ein knackendes
Geräusch, das muß deine Nase gewesen sein. Im Halbdunkel konnte ich sehen,
wie Blut herausfloß, es spritzte förmlich durch die Gegend! Ich dachte
wirklich, er bringt dich jetzt um. Ich bin wie eine Verrückte losgerannt
und habe aus der Telefonzelle vor der Disco einen Krankenwagen und die
Polizei gerufen. Ich war so aufgeregt, ich konnte kaum sprechen." Ich
merkte, daß sie einen Kloß im Hals hatte. Das ganze hatte sie wohl
ziemlich mitgenommen. Sie war bekannt dafür, daß sie leicht Mitleid mit
anderen hatte, sie war immer sehr fürsorglich. "Der Krankenwagen kam schon
nach fünf Minuten, der Polizeiwagen kurz später, und ich zeigte ihnen im
Park die Stelle, wo du lagst. Du warst zusammengebrochen und hattest das
Bewußtsein verloren. Auf dem Boden war eine riesige Blutlache. Kevin war
weg. Die Sanitäter haben dich dann auf eine Trage gelegt und sind im
Krankenwagen verschwunden, der dann gleich losfuhr. Ich muß dir etwas
gestehen…" "Sag!" "Ich habe den Polizisten nicht gesagt, daß es Kevin war,
der dich zusammengeschlagen hat. Ich konnte es einfach nicht. Ich habe
gesagt, es war ein Unbekannter. Kannst du Kevin nicht verstehen?" "Doch,
kann ich. Ich glaube, ich hätte an seiner Stelle genauso reagiert. Ich
möchte keinen Ärger mit ihm haben, ich will die ganze Sache so schnell wie
möglich vergessen." "Ich habe aber trotzdem Schluß mit ihm gemacht, ich
habe sein Vertrauen mißbraucht, es hat keinen Sinn mehr. Ich muß endlich
lernen, treu zu sein." "Und, willst du einen neuen Freund?" "Nein, erst
einmal nicht, ich brauche etwas Zeit, um das ganze zu verarbeiten." "Was
ist mit dem Sex zwischen uns?" "Ich weiß nicht…ich kann es nicht sagen. Es
hat mich immer total geil gemacht, von dir rangenommen zu werden…wir
werden sehen. Auf jeden Fall muß ich jetzt gehen." Ich war trotz meines
recht desolaten Zustandes schon wieder ein bißchen scharf geworden. Ich
war süchtig nach ihr, sie war das erotischste Mädchen, daß ich je
getroffen hatte. Ich sah mich um, es war niemand da. Die Tür zum
Aufenthaltsraum war offen. "Vielleicht ein kleiner Abschiedskuß?" bettelte
ich. "Aber nur ein kleiner." Sie beugte sich rasch zu mir herüber und wir
küßten uns ganz sanft. Ich spürte ihren Atem, der mein Gesicht kitzelte.
"Susan, bitte laß es uns weiterhin machen, ich brauche es!" "Ich weiß
nicht…" Dann stand sie abrupt auf und ging mit schnellen Schritten davon.
Ich drehte mich um und genoß den Anblick ihres Hinterns und stellte ihn
mir nackt vor. Ich hatte ihn einmal so gesehen.
Abends, so gegen halb neun, ging ich wieder auf den Balkon im
Aufenthaltsraum, um mir den beginnenden Sonnenuntergang anzusehen. Seit
Susans Besuch hatte ich die ganze Zeit eine halbe Erektion gehabt und ich
hatte wahnsinnig große Lust, mich abzureagieren. Sieben Tage lang hatte
ich keinen Orgasmus mehr gehabt, eine wahre Rekordzeit. Während ich da so
saß und nachdachte, da setzte sich jemand neben mich. Ich sah zur Seite.
Es war das Mädchen mit dem Gipsbein. "Hallo, ich bin Corinna. Darf ich
mich zu dir setzen?" "Das hast du ja bereits getan." Ich sagte ihr meinen
Namen. Eine kurze Pause entstand, in der ich sie musterte. Corinna hatte
dunkelbraune Haare, die sie wie Kerstin glatt nach hinten gekämmt und mit
einem Haarband aus schwarzem, seidigem Stoff zu einem Pferdeschwanz
zusammengebunden hatte. Sie hatte sehr reife Gesichtszüge, aber ich
erkannte doch, daß sie nicht viel älter als ich sein konnte. Sie hatte ein
hübsches Gesicht, etwas blaß vielleicht. Sie hatte einen sehr hochmütigen,
wenn nicht sogar arroganten Gesichtsausdruck, so daß mich ihr freundlicher
Ton überraschte. Aber es gibt ja Menschen, die sehen aus, als würden sie
dich hassen, in Wirklichkeit sind sie aber total nett. Corinna war eine
davon, wie sich noch herausstellen sollte. Sie hatte eine sehr kräftige
Figur, war aber nicht fett. Außerdem war sie recht groß für ein Mädchen,
ich schätzte sie auf 1,75. Sie trug eine graue Jogginghose und ein weißes
Nike T-Shirt mit einem Aufdruck darauf. Sie sah mich mit hochgezogenen
Augenbrauen an und ich merkte, daß ich sie unbeabsichtigt ziemlich lange
angesehen hatte. Wir fingen beide an, verlegen zu lachen.
"Was hat dich denn hierhin verschlagen?" begann sie das Gespräch. "Willst
du das wirklich wissen? Ich bin nicht sicher, ob du es mir überhaupt
glauben würdest." "Nun erzähl schon, du machst es ja richtig spannend!"
"Es ist aber, naja, recht intim, ich will dich nicht schockieren…" "Ach
was, das macht das ganze doch erst interessant!" "Na gut. Also, im Großen
und Ganzen bin ich hier, weil ich etwas getan habe, was ich hätte nicht
tun sollen und dabei erwischt worden bin…" "Irgendwie sprichst du in
Rätseln!" "Soll ich dir die ganze Geschichte erzählen?" Irgendwie war ich
froh, mich einmal so richtig aussprechen zu können. Ich erzählte ihr von
Susan, von der Klassenreise, und den jüngsten Ereignissen. Interessiert
hörte sie mir zu.
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