Sex
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Ist Sex für Frauen ein Tauschhandel?
Männer kennen sie: Frauen, die sein Bett teilen damit er den Briefkasten leert, das Auto fahrtüchtig hält, Schnee schaufelt oder sie zu öden Verwandtengeburtstagen begleitet. Ist Sex für Frauen so etwas wie ein Geschäft? Evolutionspsychologen bestätigen dies im Prinzip, sie haben viele Gründe gefunden, warum Frauen Sex haben.
Männer kennen sie: Frauen, die irgendwie eigenartig waren in der Liebe. Männer nehmen allgemein an, dass ihre Partnerinnen sich ihnen hingeben weil sie damit ihre Zuneigung auszudrücken wollen. In unseren Breitengraden gilt kleiderfreier Körpereinsatz als klarer Liebesbeweis. Aber was steckt bei Frauen wirklich dahinter? Sex als strategische Verführungskunst? Sex als Mittel zum Zweck, um etwas zu erreichen?
Befragungen von über tausend Frauen durch Psychologen förderten erstaunliche Ergebnisse zutage. Aus ihren Antworten ergaben sich sehr viele Gründe, warum Frauen sich auf Sex einlassen
Die Liebe steht jedenfalls nicht an erster Stelle. Frauen hatten eher Sex mit Männern, weil sie an einem Abenteuer interessiert waren um nach gescheiterten Partnerschaften ihre Enttäuschung zu überwinden, oder weil sie einsam waren oder ihr Alleinsein sie langweilte. Andere wiederum wollten ihre Chancen bei Männern testen oder setzten auf einen Tauschgeschäft. Andere genannte Gründe waren zum Beispiel auch: willkürliche Sympathieanfälle, Mitleidsgefühle, Rache am Partner der fremd ging. Auch Bereiche wie Esoterik und Selbstlosigkeit im Sinne von Nächstenliebe werden bedient.
Und wie steht es denn nun damit, ob Frauen auch Sex aus Liebe haben? Die Forscher wollen sich nicht darauf einlassen. Ihre nüchterne Begründung dazu: Frauen erobern einen Mann, der ungefähr ihrem Ideal entspricht. Sie wollen bei ihm bleiben, wenn ihre Freundinnen als mögliche Konkurrentinnen bei seinem Anblick leuchtende Augen bekommen, ein Qualitätsnachweis und gleichzeitig auch Eröffnung des Wettbewerbs. Aber wehe, wenn der Mann nicht hält was er zu versprechen schien. In dem Fall wird er ziemlich schnell fallengelassen und durch einen vorzeigbaren neuen Macker ausgewechselt. In allen Fällen spielt Sex die entscheidende Rolle, romantische Liebesbekenntnisse sind nur Mittel zum Zweck.
Weibliche Sexualität gilt den Forschern als Kapital, das sich den Umständen entsprechend einsetzen lässt, um etwas zu erlangen. Ein veritabler Tauschhandel also. Von wegen Liebe und Leidenschaft, die seit Jahrhunderten in der Literatur beschwärmt wird! Das erfinden unrealistische, von weiblicher Cleverness getäuschte, treunaive Dichter in ihrer verklärt-romantischen illusionären Scheinwelt.
Evolutionsexperten erklären, dass unsere Wesenszüge auch heutzutage als nüchterne Anpassungen an Überlebensnotwendigkeiten der letzten Jahrmillionen intakt sind. Die klinische Psychologie weiss überdies, dass heutige Verhaltensweisen im Liebesspiel eingeprägte Handlungsmuster aus grauer Vorzeit wiedergeben. Sex und Steinzeit gehören zusammen. Es geht immer ums Weiterkommen und Überleben. Wer hätte das im Zusammenhang mit unserer Lust gedacht? Wir glauben, pure sexuelle Freuden im komfortabel ausgestatteten Liebesnest auszuleben. Dabei geht es auch zwischen Seidenlaken zu wie in der düsteren Höhle, in der nach dem Büffeljagen und Pilzesammeln der Mann das Weib zum schnellen Vergnügen bekommt. Weil das Weib weiß, dass er danach freudig motiviert die Jagdbeute zerlegt, während sie am Lagerfeuer das Mahl für die Sippe zubereitet.
Die befragten Frauen erklären sehr präzise, warum sie mit Männern ins Bett gehen. Jene ab Mitte dreißig sagen z.B.: „Man sieht danach wesentlich jünger aus, haben Untersuchungen ergeben.“ Bei Jüngeren geht es eher um den Leistungsbeweis im erotischen Spiel: „War ich nicht deutlich besser als deine Ex?“ Manchmal geht es auch nur um’s „Trophäen“ sammeln und weglegen. Andere wiederum denken ganz praktisch realistisch: „Wenn du mir morgen beim Grosseinkauf hilfst…“
In gross angelegten Tests wurden Frauen die Fotographien diverser Männertypen vorgelegt, damit sie ihr Attraktivitätsurteil fällen. Ist das Gesicht ebenmässig? Das Kinn kantig? Der Blick männlich? Auf der ganzen Welt in allen ethnischen Gruppen spielt das für Frauen die zentrale Rolle. Allerdings finden sie vor allem um die fruchtbaren Tage herum ausgeprägt männliche Züge besonders anziehend. Da ist jeder kantige Macho im Vorteil. Baut sich unter seinem breiten Kinn auch nur die Andeutung eines keilförmigen Oberkörpers auf, wird das als ein Beleg für gute Gene wahrgenommen. Der weibliche Zyklus treibt viele Frauen zum Fremdgehen. Die weltweite Quote der Kuckuckskinder wird auf zwölf Prozent geschätzt.
Aber in den Wochen nach der Menstruation mögen Frauen andere Typen. Sehr verwirrend für Manner, können die Frauen sich nicht mal festlegen? Es sind die Hormone, die dann das Verlangen nach einem sanften Mann mit weichen Gesichtszügen hervorrufen, einer mit treuem Hundeblick und einem Mund, der sich nicht für freche Sprüche öffnet, sondern zur Poesie. Muss „Mann“ die Frauen bedauern für ihr monatlich wiederkehrendes Wechselbad der Gefühle? Wenn sie sich während ihres Eisprungs jedes Mal in sexy Kleider und unbequeme Schuhe zwängen, die den erotischen Gang ermöglichen, auf den sie in der sonstigen Zeit gerne verzichten, weil er ja eigentlich unbequem oder sogar schmerzhaft ist. Sie können nicht anders. Der zynisch grinsende Gegner der zivilisierten Liebe ist die natürliche Triebhaftigkeit. Sie versklavt und steuert die Frauen, ohne dass sich diese dagegen wehren können.
Männer kennen sie, die Frauen welche sein Bett teilen damit er den Briefkasten leert, das Auto fahrtüchtig hält, Schnee schaufelt oder sie zu langweiligen Verwandten begleitet. Die Sex mit ihm haben, weil sexuelle Aktivität zwischen Mann und Frau eine gut funktionierende Konfliktbewältigung ist und der Schlaf danach wirklich tiefer ist. Was wir für wahrhaftige innige Zuneigung hielten ist bloss eine rosafarbene süsse Illusion. Sex und danach besser schlafen ist in Wahrheit das, was Frauen befriedigt.
Besser Leben mit mehr Partnern?
In den vereinigten Staaten entwickelt sich eine alternative Form von Polygamie, die Polyamorie. Dabei geht es nicht einfach um Sex, sondern vor allem um mehr Liebe.
„Loving-More“ nennt sich die Gesellschaft zur Beförderung der „Polyamorie“ in den USA. Die Begründerin von „Loving-More“ heisst Robyn Trask, eine etwas pummelige Frau mit Wuschelhaar. Sie ist Tantralehrerin und praktiziert schon seit 18 Jahren „Polyamorie“ – das heisst, sie liebt mehrere Männer gleichzeitig – zurzeit sind es drei. Sie ist Mutter und hat drei Kinder. Es geht ihr nicht etwa um die Auflösung der traditionellen Ehe, sondern um die gesellschaftliche Anerkennung der „polyamoren“ Lebensform. 15.000 Amerikaner seien in ihrer Organisation registriert. Sie schätzt, dass „ein Mehrfaches“ dieser Anzahl Menschen die Polyamorie praktiziert.
In Amerika existiert zwar kein Gesetz, das ihnen diese Lebensform verbietet, aber Leute, die nicht monogam leben, bekommen schnell Probleme mit gemeinschaftlichem Eigentum oder dem Sorgerecht für Kinder.
In Deutschland ist der Grund für Heirat oft, dass man möglicherweise beträchtlich Geld spart, das man ansonsten an den Staat abtreten müsste. In den USA ist das anders, erklärt ein Steuerberater in New York. Es ist widersprüchlich, dass in einem Land, das betont viel Wert auf die Familie legt, Verheiratete vom Steuerrecht sogar eher benachteiligt werden!
Wenn polyamore Ehen gesetzlich anerkannt würden, müsste der Staat also nicht fürchten, dass er seinen Bürgern deshalb weniger Geld abfordern könnte. Die Anhänger der Polyamorie unterscheiden ihre Lebensweise klar von sogenannten Swingern, einer sexuellen Vergnügung, bei der Menschen miteinander ins Bett gehen ohne sich zu kennen. Bei der Polyamorie gehe es um ganzheitliche Liebe und nicht nur einfach um Sex. In einer Liste von „Rechten“ und „Pflichten“ in der Polyamorie ist dann auch viel von Verantwortung die Rede: „Wir haben die Verantwortung, zum Familienleben beizutragen“, heisst es da. „Wir haben die Verantwortung, die Verfassung zu respektieren“, und endlich auch: „Wir haben die Verantwortung, uns an Versprechen, Selbstverpflichtungen und Übereinkünfte zu halten.“
Und wie geht man mit der schwer kontrollierbaren Eifersucht um, wenn man Polyamor lebt? „Statt vor der Eifersucht davonzulaufen, neigen wir in unserer Bewegungt dazu, ihr (der Eifersucht) ins Gesicht zu sehen und herauszufinden, worum es ihr wirklich geht“, antwortete die Begründerin auf diese Frage in einem Radiointerview. „Geht es um die Beziehung? Geht es um Unsicherheit?“ Die Eifersucht sei wie jeder andere Schmerz. Sie sei im Grunde unbedeutend und nur ein Anzeichen dafür, dass etwas anderes nicht stimme. All dies klingt ziemlich idealistisch und ehrgeizig, aber funktioniert das auch in der Realität? Kann man Eifersucht einfach intellektuell mit Überzeugungen ausradieren?
Die Polyamorie ist der praktizierte Traum vom erotischen Eldorado. Aber nicht einmal Utopia ist ganz perfekt. Eine Befragung hat folgendes ergeben: Ein Problem der Vielliebenden scheint zu sein, dass auch ihre Zeit begrenzt ist. So gehört zu den Fertigkeiten, die bei Loving-More-Konferenzen gelehrt werden, das strikte Führen eines Kalenders.
Zudem scheint die Polyamorie, also das Bekenntnis zum Fremdgehen, den Wunsch, heimliche Liebesbeziehungen zu unterhalten, keineswegs abzutöten. Die Begründerin der Bewegung fand heraus, dass ihr ehelicher Gatte, einer jener drei Männer, mit denen sie eine Liebesbeziehung unterhält, viele Monate lang eine Fernbeziehung zu einer Freundin hatte. Es folgte das Übliche: Leugnungen, Recherchen, das Auffinden von Handyrechnungen, ein Geständnis. Das „Paar“ ist nun schon seit längerem getrennt und hat Scheidungspläne. „Nobody is perfect“ und oft sind halt die Dinge doch komplizierter als sie den Anschein machen…