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Ausspannen im Bekanntenkreis
Das Ausspannen von Partnern ist längst kein Tabu mehr: Männer wie Frauen gehen gerne im Bekanntenkreis fremd – und das meistens mehrmals. Fast jede sechste Beziehung entsteht inzwischen auf Kosten einer anderen. Manche Singles haben die Kunst des Ausspannens perfektioniert.
In Europa wird gerne gewildert – und zwar in fremden Beziehungen. Den internationalen Vergleich stellt eine Studie mit knapp 17.000 Teilnehmern aus 53 Ländern an. Der Versuch, „jemanden romantisch für sich zu gewinnen, der bereits in einer Beziehung steckt“ – umgangssprachlich schlicht jemanden auszuspannen –, lässt sich überall auf der Welt beobachten: mal behutsam, mal dreist. Dazu gehören besondere Persönlichkeitsmuster, sagen die Forscher: sowohl beim Wilderer – der es immer wieder versuchen wird – als auch beim Begehrten, der sich bereitwillig aus festen Schnüren lösen lässt.
Langfristig einen Partner für sich zu gewinnen, der bereits in einer festen Beziehung steckte – das ist in Europa stärker verbreitet als in Asien. Im westeuropäischen Raum haben es 56 Prozent der befragten Männer probiert und 46 Prozent der Frauen. Und zwar mindestens einmal. Zum Vergleich: In Südostasien wurden Werte von 39 Prozent bei den Männern und 17 Prozent für Frauen infolge der Befragungen ausgerechnet.
Erstaunlich: Über zwei Drittel derjenigen, die angaben, sich an der Wilderei schon einmal versucht zu haben, waren auch erfolgreich. Woher die hohe Trefferquote? Den Grund vermuten die Forscher in bestimmten Persönlichkeitsprofilen, nicht nur der „Täter“, sondern auch der „Opfer“.
Die typischen Charaktermerkmale der „Wilderer“: Sie haben ein geringes Verantwortungsgefühl, sind oft untreu und eher unverträglich im sozialen Sinne, genießen außerdem Sexualität. Genau die gleichen Eigenschaften haben Menschen, die sich leicht ausspannen lassen.
Darüber hinaus beschreiben sich diese selbst häufig als neurotisch und wenig liebevoll. Ein kleiner Trost für die von ihnen Verlassenen, bei denen sich traumaähnliche Symptome ausbilden können. Extrovertierte, offene und äußerlich attraktive Menschen sind im Allgemeinen stärker begehrt, ihnen fällt es leichter, jemanden auszuspannen, und sie erhalten öfter Angebote als andere.
Bei einem Ausspannversuch wird empfohlen, nicht über das Ziel hinauszuschießen. Groß angelegte Offensiven in diesem Bereich sind nicht nur in den meisten Gesellschaften verpönt, sondern sie erregen auch den Zorn des Partners und fordern Gegenwehr heraus. Der Studien-Statistik zufolge besteht die beste Taktik darin, den aktuellen Partner subtil schlechtzumachen und sich langsam und vorsichtig im sozialen Umfeld des Objekts der Begierde einzuschleichen.
Frauen sind dabei besonders erfolgreich, wenn sie ihr Aussehen verbessern und dem Selbstwertgefühl des begehrten Mannes schmeicheln. Männer erzielen einen guten Effekt, wenn sie einer Frau das Gefühl geben, der derzeitige Partner engagiere sich nicht genug für die Beziehung. Dabei sollten sie dominanter als dieser auftreten, ein höherer beruflicher und finanzieller Status kann ebenfalls von Nutzen sein. Die aktuelle Zufriedenheit der Befragten mit ihren jeweiligen Beziehungen wurde nicht in die Studie mit einbezogen.
Frauen und Männer, die mit ihrem Sexualleben oder anderen Teilen der Partnerschaft unzufrieden sind, orientieren sich möglicherweise aus dieser heraus neu, anstatt sie zu beenden. Sie lassen sich aktiv ausspannen, um passiv die bestehende Bindung zu lösen.
Wer schlecht über seine Beziehung redet, ermuntert Wilderer, sich einzumischen. Aber wie beständig sind diese Beziehungen, die durch Einmischung entstanden sind?
Die Perspektive ist vor allem dann eher ernüchternd, wenn die Veranlagung zum Ausspannen fest bei einer (oder gar bei Beiden) neuen Partnern vorhanden ist. Dann stehen einer zukünftig erneuten, wiederum „Dritten“ Bekanntschaft, Tür und Tor offen für die nächste „Ausspann-Attacke“ von aussen her.