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Die Schwester 29 - "Kullertränen"
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Wir steuerten direkt auf Christa und Frau Ratelli zu, die uns freundluch lächelnd begrüßten. Ein bißchen unwohl war mir dabei schon, aber das Lächeln war nicht wissend es war einfach nur freundlich.

„Hallo ihr drei!“ begrüßte uns Christa, die immer noch sehr darum bemüht war, das Verhältnis zwischen uns ein bißchen zu normalisieren. „na, wir war euer Nachmittag?“

„Heiß..., echt heiß!“ stöhnte Kai-jin, und ich erkannte an ihrem Lächlen, das sie keineswegs das Wetter meinte, obwohl es heute wirklich recht warm gewesen war.

„Jetzt habe ich einen Bärenhunger!“ lenkte ich schnell ab, denn Kai-jin war mir doch manchesmal ein bißchen zu anzüglich, „können wir noch etwas helfen?“

Noch bevor Frau Ratelli etwas sagen konnte, viel ihr Christa ins Wort. „Ich wollte heute Abend mit euch essen gehen, desahlb hat Frau Ratelli noch kein Abendessen vorbereitet.

Ohje, Christa wollte wohl mit alle Macht an uns rankommen. Irgendwie verspürte ich nicht die große Lust den Abend in einer Runde mit Christa zu verbringen, denn trotz ihrer recht sympathischen Art hatte ich doch ein sehr gespaltenes Verhältnis zu ihr. So verdrehte ich ein bißchen die Augen und murmelte ein „ja wenn es denn sein muß!“

Auch Kai-jin schien keine große Lust zu haben, den Abend allein mit mir und Christa zu verbringen, denn sie setzte diesen schönen Schmoolmund auf, wie es nur Mädchen können, wenn sie unbedingt ihren Kopf durchsetzen wollen: „Aber nur wenn wir Theresa auch mitnehmen!“

Ich war etwas verdutzt, fand aber die Idee garnicht so schlecht, so würde uns wenigstens irgendein Problemblabla erspart bleiben. Wir gingen auf unsere Zimmer und zogen uns was passenderes an. Ein paar Minuten später standen wir wieder abfahrbereit vor der Tür. Theresa hatte sich auf was anderes angezogen und sah in ihrer Jeans und der weißen Bluse richtig nett aus. Gemeinsam führten Kai-jin und ich Theresa zu Christas Wagen und überließen ihr großzügig den Beifahrersitz. Die Fahrt über sprachen wir nicht viel, nur einmal schob ich ganz vorsichtig meine Hand zu Kai-jin herüber, zog sie aber gleich wieder fort, als ich bemerkte, das Christa uns im Spiegel hin und wieder beobachtete. Nur Theresa versuchte ein bißchen mit Christa ins Gespräch zu kommen, sie wollte wissen woher sie stamme, wie sie meinen Vater kennengelernt habe, all die Details, die Christa uns gestern Abend bereits erzählt hatte.

Wir fuhren in ein stilles Altstadtrestaurant und ich hatte das Gefühl man musterte uns recht genau, als wir den Laden betraten. Naja, ich hatte mir in der Stadt ja auch einen gewissen Namen gemacht.

Den ganzen Abend versuchte Christa uns noch einmal lang und breit zu erklären, wie das mit ihr und unserem Vater gekommen war, bat x-mal um Verständnis, und beteuerte immer wieder, daß das keineswegs gegen uns gerichtet sei. Mir ging das unheimlich auf den Geist, und auch Kai-jin, sah ich an das sie schon leicht die Augen verdrehte.

Plötzlich fiel Theresa ihr recht barsch ins Wort, „haben sie auch mal versucht nicht nur an sich zu denken?“

Man sah Christa an, das sie überhaupt nicht damit gerechnet hatte, mit offenem Mund starrte sie Theresa an, und noch bevor sie etwas erwiedern konnte, fuhr Theresa fort.

„Sie reden nur von sich und erzählen von Ihren Gefühlen, und versuchen zu erklären was sie fühlen und denken, aber es interessiert sie überhaupt nicht, wie andere Denken, wie es ihnen geht. Sie haben einen Mann kennengelernt, den sie sexy fanden, sie haben ihn angebaggert bzw. seiner Anmache nicht wiederstanden. Sie wußten ganz genau, daß er Frau und Kinder hat, aber das war ihnen scheißegal! Sie hatten bisher ihren Spaß, sie sind voll auf ihre Kosten gekommen, und die anderen haben das Nachsehen. Und jetzt bitten sie in ihrer elend egoistischen Art auch noch bei den Betroffenen für Verständnis? Das ist wiederlich! Sowas kotzt mich an!“

Mir fiel der Unterkiefer fast auf den Tisch und auch Kai-jin starrte Theresa mit weit aufgerissenen Augen an. Keiner von uns hätte Theresa diesen Ausbruch zugetraut. Am wenigsten wohl Christa, die knallrot, hektisch ein paar Mal nach Luft und der richtigen Antwort rang. Doch Theresa gab ihr überhaupt keine Chance das Wort zu ergreifen. Es schien so, als hätte sie nur einen Moment Pause gemacht um Christa die Möglichkeit zum Luftholen zu geben. In einem deutschen Tonfall, der mehr als deutlich verriet, das sie ihre deutsche Jugend in einer typischen Arbeiterfamilie verbracht hatte fuhr sie fort.

„Sie baggern einen Mann an, der trotz Familie nicht weniger Anstand und Verantwortungsgefühl besitzt als sie selber, sind dabei unaufrichtig und heimlichtuerisch bis es nicht mehr zu verbergen ist. Glauben sie ich hätte nicht von Anfang an gemerkt was zwischen Ihnen und Herrn Genders läuft? Ein Küßchen hier, eine Umarmund dort, ein getuscheltes Liebling hier, ein schneller Fick auf dem Zimmer Nachts, wenn sie glaubten, sie seien unbemerkt. Und nun wo ihr Lügengebilde in sich zusammenbricht kommen sie zu den am schlimmsten Betroffenen angewinselt und betteln um Verzeihung! Wenn ich an deren Stelle wäre“, und Theresa gestikulierte in unsere Richtung, „dann würde ich sie anspucken! Schade das Geo mit dem Schürhaken bei seinem Vater nicht der schnellere war!“

Christas Röte war inzwischen einer grauen Blässe gewichen, sie war unfähig etwas zu erwiedern. Ich war entsetzt, wie sich der Abend entwickelt hatte, aber ich bewunderte Theresa für ihren Mut. Sie hatte Dinge ausgesprochen, die ich in dieser Konsequenz nicht einmal in der Lage gewesen wäre zu Ende zu denken. Aber ich war auch verunsichert. Noch in der letzten Nacht hatte sich Christa für uns stark gemacht, hatte versucht uns zu verstehen, und hatte lange auf meinen Vater eingeredet und uns damit vor einer vorzeitigen Abreise gerettet. Nun mußte sie sich von Theresa schwerste Vorwürfe gefallen lassen.

Ich schaute zu Kai-jin und ich sah in ihren Augen tiefe Bewunderung, ja sogar Liebe und Zuneigung, und die galten nicht mir, sondern Theresa.

Doch Theresa hatte ihr Pulver noch lange nicht verschossen. „Sie holen die Kinder nach Italien, um mitzuteilen, daß ihr Vater sie verlassen wird, die Mutter der Kinder lassen sie dabei die Dumme sein, die sitzt in Deutschland und glaubt, daß ihre Kinder hier ein paar glückliche Ferien verbringen. Wie hatten Sie sich das eigentlich gedacht? Wenn Geo es nicht längst bemerkt hätte, und am Stadtfest nicht ausgerastet wäre, wann hätten Sie es den beiden den dann gesagt? Am Ende der Ferien? Mittendrin? Oder haben sie gehofft, es wird sich schon eine passende Gelegenheit finden? Und dann?“ Theresas Stimme steigerte sich in ein wildes, fast wütend kreischendes Stakkato: „Und am Ende hätten sie die Kinder alleine wieder zur Mutter zurückgeschickt? Oder hätte wenigstens einer den Mut gehabt Frau Genders unter die Augen zu treten? Das ist alles so verlogen, was sie hier abziehen, es kotzt mich an!“

Und nach einer kurzen Pause in der es so still geworden war, daß man glauben konnte, wir seien die einzigen Gäste im Restaurant, ergänzte Theresa: „Mir ist der Appetit vergangen!“

Christa war noch immer aschfahl im Gesicht, ihre Brust hob und senkte sich unter heftigen Atemstößen, und man sah ihr mehr als deutlich an, daß es sie viel Kraft kostete, nicht total die Fassung zu verlieren. Sie versuchte ganz ruhig zu sprechen, aber ein deutliches Zittern in der Stimme verriet ihren Zorn und ihre Wut:

„Ich will mich nicht rechtfertigen, ich wollte nur versuchen ein bißchen zu erklären. Der Entschluß, daß ich mit eurem Vater nach New York gehen werde, steht bereits fest. Ich will euch aber nicht hassen, und ich will auch nicht, daß ihr mich deswegen hasst, obwohl euch das wahrscheinlich schwer fallen wird“

Theresa schnaubte verächtlich.

„Denkt ihr eigentlich genauso wie Theresa?“

Ich überlegte eine ganze Weile, ich wußte nicht was ich darauf sagen sollte, in meinem Schädel brummte es ziemlich. Ich schaute zu Kai-jin und sah Tränen über ihre Wangen laufen.

„Ach hauen sie doch ab!“ schluchzte sie.

„Wollt ihr das wirklich?“ fragte Christa und schaute mich dabei an, so als erwartete sie nun von mir das erlösende Wort, doch ich konnte nur nicken, und nach einigen Sekunden schob ich ein „ist wohl besser so“ nach.

„Soll ich euch zurückfahren?“ fragte Christa, die sich wieder sichtlich beruhigt hatte.

„Nein, hauen sie ab!“ in Kai-jins Stimme schwang einer verzweifelte Wut mit.

Christa stand auf, sprach ein paar Worte mit einem der Kellner und ging tatsächlich. Durch das Fenster konnte ich erkennen, wie sie davonfuhr.

„Und was machen wir jetzt?“ fragte ich etwas hilflos in die Runde.

„Wollten wir nicht eigentlich etwas Essen?“ fragte Theresa, „oder habt ihr jetzt keinen Hunger mehr?“

„Doch ein bißchen“, bestätigte Kai-jin, aber wer hat denn Geld?

„Christa hat bereits bezahlt“ erwiederte Theresa.

Ich starrte sie mit großen Augen an. „Woher willst Du das wissen?“

Theresa grinste und klopfte mit einem Finger an ihr Ohr. Ich schaute mich um zu der Stelle, wo noch immer der Kellner an eine Säule gelehnt stand und uns zu beobachten schien. Ich hielt es für unmöglich, daß Theresa auf diese Entfernung gehört haben konnte, was Christa gesprochen hatte, der Kellner, der meinen Blick als Aufforderung angesehen hatte kam jedoch an unseren Tisch und erklärte uns in furchtbar schlechtem Deutsch, daß wir ruhig noch etwas essen könnten, unser Mutter habe bereits für uns bezahlt.

Ich ersparte mir Erklärungen darüber, wer Christa wirklich war und schaute schnell in die Karte, was diese denn hergab. Der Kellner fragte noch ob wir etwas trinken wollten, notierte drei Cola und ging los um diese zu holen.

„Du hast das wirklich gehört“, Kai-jin schien beeindruckt, denn wieder mal hatte Theresa eine Kostprobe ihrer äußerst geschärften Sinne gegeben, die mehr als verblüffend war. Doch Theresa grinste nur, als sie erwiederte, „nur weil ich nichts sehe, heißt das ja noch lange nicht, daß mir alles verborgen bleibt.“

„Vor dir kann man aber auch gar keine Geheimnisse haben!“ antwortete ich ein wenig ehrfürchtig.

„Doch!“ und Theresas Stimme wurde ein bißchen traurig, „ich sehe Eure Blicke nicht!“ Wenn ihr euch anseht, wenn ihr lächelt, oder euch tief in die Augen schaut, dann bemerke ich das nur wenn ihr dabei redet aber wenn ihr euch dabei nur bewegt, dann kann ich nur raten, was ihr gerade macht. Ich habe viel von euch gefühlt, euer Gesicht, eure Haare, aber ich werde nie euer freudiges Lächeln sehen, wenn ihr einander begegnet. Wenn andere von einem Leuchten im Augen anderer Menschen erzählen, dann kann ich mir das nicht mal vorstellen. Und ein Himmel ist Blau, Gras ist grün, ein regnerischer Tag grau, Rosen sind Rot, Sonnenblumen Gelb, aber was bedeuten diese Farben? Wie sehen sie aus?“

Ich wurde nachdenklich. Wie sieht ein blauer Himmel aus, wenn ich nicht weiß was Blau ist und auch nicht nachsehen kann? Für mich war es einfach unvorstellbar blind zu sein. Ewige Nacht! Für mich war Sehen so selbstverständlich wie Atmen und ein Leben in Blindheit nicht vorstellbar.

„Tschuldigung, ich wollte Dir nicht weh tun!“ versuchte ich mich ein wenig zu rechtfertigen. Theresa lächelte, und wieder wurde mir bewußt, daß sie das instinktiv tat, wie es jeder Mensch in dieser Situation wohl tun würde, aber das sie mein Lächeln, mit dem ich ebenso selbstverständlich antwortete nicht sehen konnte. Ihr aber nun zu antworten „Ich lächel auch!“ kam mir irgendwie furchtbar blöd vor. Ich Griff nach ihrer Hand und drückte sie einfach nr ein wenig zärtlich.

„Und was machen wir nun?“ fragte Kai-jin, „also ich hab immer noch Hunger!“

„Ich auch!“ bestätigten Theresa und ich fast zeitgleich.

Der Kellner kam gerade zurück, servierte uns die Cola und blickte uns fragend an. Ich bat Theresa einfach etwas für uns zu bestellen. Sie tauschte ein paar Worte mit dem Kellner aus, von denen ich nicht wirklich etwas verstand, dann verschwand der Kellner wieder.

„Und was hast Du uns bestellt?“ fragte Kai-jin neugierig.

„Laßt euch überraschen!“ grinste Theresa nur zurück und wieder wurde mir bewußt, das sie unser Lächeln, daß wir ihr erwiederten, nicht sehen konnte. So komisch ich mir auch vorkam in dieser Situation, so sehr half es mir doch auch, denn die Gedankenwelt, in die Theresa mich hineinzog ließ mich meine eigenen Probleme vergessen. Ich schaute zu Kai-jin, mehr unbewußt, hilfesuchend und ihr Blick drückte das gleiche aus. Beide wußten wir, daß wir an einem ziemlich entscheidenden Punkt waren und ich hatte das Gefühl, wir würden auf Dauer damit alleine nicht zurechtkommen.

„Was wollt ihr eigentlich jetzt machen?“ Theresa war es, die mal wieder unsere Gedanken zu erraten schien.

„Am liebsten würde ich sie umbringen, alle beide!“ Kai-jins Stimme klang bei diesen Worten aber eher trotzig, verletzt als ernsthaft böse.

„Glaubst Du, das würde helfen?“

„Nein, aber was soll ich denn machen, ich weiß überhaupt nicht mehr was richtig und falsch ist und ich habe Angst das jeden Tag eine neue böse Überraschung kommt!“ Kai-jin liefen ein paar Tränen über die Wangen.

Ich rutschte näher an sie heran und nahm sie einfach in den Arm. Mochten die Leute doch ruhig glotzen.

„Wenn ihr Hilfe braucht, und ich irgendetwas für euch tun kann, dann helfe ich euch gerne!“ wieder ein Satz von Theresa, der mich dem Erwachsensein ein großes Stück näher brachte, denn mir war bewußt, da uns da jemand Hilfe anbot, dem es wahrscheinlich, nach allem, was wir bisher von ihr wußten, noch viel schlimmer ergangen war, als uns hoffentlich je ergehen würde.

Am liebsten wäre ich Theresa vor Dankbarkeit in die Arme gefallen und hätte sie geküßt, aber bevor ich weiter darüber nachdenken konnte kam der Kellner und begann aufzutischen.

Theresa hatte einen kleinen Querschnitt durch die italienische Küche bestellt. Es gab einen gemischten Salat, und dazu zahlreiche Beilagen, die wir je nach Geschmack dabeimischen konnten. Von gebratenerm Huhn bis hin zu zarten Rindfleischscheiben, verschiedenen Käsesorten, Fisch und Obst wurden allerlei kleine Schälchen auf den Tisch gestellt. Dazu gab es einen ganzen Korb voller Pizzabrot.

Die nächste Stunde waren wir damit beschäftigt uns quer durch die schüsseln zu futtern und Theresa die schüsseln zu reichen und ihr Hilfestellungen zu geben wo sie welche Schüssel vor sich fand.

Nach einem ausgiebigen Essen, ich mümmelte noch einem Stück Käse ergriff Theresa wieder das Wort; „Und was machen wir jetzt, rufen wir bei meiner Mutter an, daß Christa uns abholen soll?“

Bloß das nicht, dacht ich bei mir, und Kai-jin sprach es zugleich laut aus.

„Gut, dann gehen wir zu Fuß!“ Theresas Forschheit überraschte mich ein wenig, denn bis zum Hof der Ratellis waren es mindestens 4 bis 5 km.

„Geht denn das?“ fragte ich ein bißchen skeptisch.

„Klar, wenn ihr mich in die Mitte nehmt!“

Und so machten ir uns auf den Weg, Theresa zwischen uns, jeder von uns nahm eine Hand und so schlenderten wir durch die Gassen, immer darauf bedacht, Theresa vor jeder Unebenheit und Kante in dem groben Pflaster zu warnen. Aber sie hielt sich erstaunlich gut und bis auf ein paar kleinere Stolper lief sie ziemlich sicher zwischen uns.

Wir hatten den Ort schon eine Weile hinter uns gelassen, als Kai-jin fragte; „was Mama wohl gerade macht?“

„Sie wird wahrscheinlich gerade mit Papa streiten!“, es war die einzige Antwort die mir spontan einfiel.

„Haben eure Eltern oft gestritten?“ fragte Theresa zaghaft.

„Nee, Papa war ja fast nie zu Hause, aber wenn sie nicht gerade gevögelt haben, dann haben sie meist gestritten!“ Kai-jins Urteil viel vernichtender aus, als es unsere Eltern vielleicht verdient hatten, doch das behielt ich für mich, aber irgendwie stimmte es schon, vor allem Abends, wenn wir eigentlich hätten schlafen sollen, dann hatte man oft Streit zwischen unseren Eltern gehört. Nur war Papa eben höchstens ein paar Wochen pro Jahr zu Hause, und das war eigentlich schon immer so gewesen, jedenfalls so lange ich mich erinnern konnte, und das erzählte ich nun Theresa.

Kai-jin ergänzte meine Erzählungen mit ihren Erfahrungen und Beobachtungen. Sie erzählte Theresa sogar, wie wir ein paar mal unsere Eltern beim Sex beobachtet hatten. Mir war das zwar ein bißchen peinlich. Aber Theresa quittierte das auch nur mit einem lächelnden „na dann weiß ich ja, woher ihr das habt!“

„Haha, witzig, unsere Eltern würden uns umbringen, wenn sie Bescheid wüßten.“

Und dann sagte Theresa etwas, das ich schon einmal gehört hatte, etwas was immer eine heimliche Rechtfertigung gewesen war, und was mit diesem Satz aus ihrem Mund sich für immer manifestierte.

„Ihr beide seid doch gar keinen richtigen Geschwister, und wenn ihr nur Freunde wäret, wenn ihr euch in der Schule kennengelernt hättet, oder beim Sport, dann würde das kaum jemanden stören. Das Ihr beiden euch nun ausgerechnet in einer Familie getroffen habt, dafür könnt ihr beide doch nichts, das habt ihr euch doch nicht ausgesucht. Genießt es einfach so lange ihr euch gut versteht, und behaltet es für euch!“ und mit einem „siehst Du, daß habe ich doch gleich gesagt!“ umarmte Kai-jin mich und drückte mir einen feuchten Kuß auf die Lippen, und ich konnte nicht anders, als ihn erwiedern. Es war als hättem Theresas Worte eine befreiende Wirkung, als wären sie ein Freispruch gewesen.

„Und was ist mir? unterbrach Theresa unsere Knutscherei. Lachend nahmen wir Theresa in unsere Arme und küßten sie beide.

„Wir sollten uns vielleicht doch lieber auf den Heimweg machen, sonst kommt Christa nachher noch, um uns abzuholen und fährt an uns vorbei, während wir hier rumknutschen,“ wehrte sich Theresa ein bißchen, und so machten wir uns weiter auf den Heimweg zum Hof der Ratellis.

Obwohl es inzwischen bereits um Mitternacht sein mußte, denn mit Theresa im Schlepptau hatten wir für den Weg recht lange gebraucht, waren Frau Ratelli und Christa noch auf und saßen in der großen Küche, als wir das Haus betraten. Doch das Gespräch das sie führten, endete abrupt, als wir den Raum betraten. Lediglich Frau Ratelli und Theresa wechselten einige Sätze auf italienisch, sie ich mal wieder nicht verstand. Es ging jedenfalls recht laut zu, und ich bewunderte Theresa die mit ihren Händen nicht weniger gestikulierte, wie ihre Mutter. Es schien als wäre es bei Italienern einfach angeboren, denn ihre Mutter gestikulierte nicht weniger, obwohl sie doch genau wissen mußte, das Theresa davon nicht viel mitbekam. Doch die Diskussion endete so schnell wie sie begonnen hatte, und Frau Ratelli verabschiedete sich schließlich mit einem freundlichen, leicht mitleidig, verständnisvollem Blick von uns. Sie wollte nun endlich schlafen gehen.

Christa, die noch immer am Küchentisch saß, sah etwas unsicher in die Runde. Es war ihr anzumerken, daß ihr die Situation unangenehm war. „Eure Mutter hat angerufen,“ begann sie die Unterhaltung.

„Du hast mit Mama telefoniert?“ fragte Kai-jin überrascht.

Christa nickte nur, und schien zu überlegen, was sie nun sagen sollte, doch Kai-jin übernahm in ihrer Ungeduld das Zepter, und bombadierte Christa mit Fragen. Was sie gesagt habe, ob sie mit Christa gestritten habe, usw.

„Nein, wir haben nicht gestritten“, beantwortete Christa unsere Fragen, „was hätte das auch für einen Sinn gehabt? Sie wollte wissen wie es euch geht, wie ihr damit zurechtkommt, und wie es hier mit euch weiterlaufen soll. Ihr sollt sie morgen noch einmal anrufen. Sie wollte wissen, wann ihr nach Hause kommen wollt. Am besten macht ihr das mit ihr aus. Ich denke ich werde mich verabschieden. Ich glaube ihr seid hier ganz gut aufgehoben und wollt mich bestimmt nicht dauernd um euch haben. Ihr könnt hier bei Ratellis natürlich auch bleiben, wie geplant, aber das besprecht ihr wohl morgen besser mit eurer Mutter.“

Und mit ein paar Worten auf italienisch, die ich mal wieder nicht verstand, an Theresa verabschiedete sich Christa und einen Moment später hörte man ihren Wagen vom Hof fahren.

Wir saßen schon eine ganze Weile schweigend in der Küche, als ich bemerkte, das bei Kai-jin leise Tränen über die Wangen kullerten. Sie die mir sonst immer so stark erschienen war, war von der Ereignissen, der letzten Tage tief getroffen, und nun in einem solch stillen Moment, schien das alles auf sie hereinzubrechen. Als ein leises Schniefen ihren Kummer verriet, tastete sich Theresa zu ihr hin und nahm sie wie eine Schwester leibevoll in den Arm. Besser wurde es bei Kai-jin dadurch nicht, eher das Gegenteil war der Fall, nun weinte sie hemmungslos in Theresas Armen. Doch sie versuchte auch garnicht meine Schwester zu beruhigen sondern sagte nur „weinen kann helfen, manchmal muß man sich auch ausweinen dürfen!“ Und während auch mir die Tränen kamen, und ich ein Verlangen verspürte, mich ebenfalls an Theresas Seite auszuweinen, wurde mir bewußt, das ich nie zuvor so viele Menschen hatte weinen sehen, wie in den letzten Tagen. Was für ein seltsamer Urlaub.

„Ich bin müde!“ schluchzte Kai-jin schließlich und so gingen wir nach oben in unseren Flügel des Hauses, den wir zur Zeit bewohnten. Und als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, begleitete uns Theresa. Nur ein paar Minuten später lagen wir alle zusammen in Kai-jins Bett kuschelten uns aneinander und glitten langsam in einen traumlosen Schlaf.

Es dauerte ein Weilchen bis ich begriff, warum ich mich nicht richtig bewegen konnte, ich lag immer noch zusammen mit Kai-jin und Theresa im Bett, eingeklemmt zwischen den beiden Mädchen und der Wand an der das Bett stand. Ich wollte mir ein bißchen Bewegungsfreiraum verschaffen und faßte Theresa, die direkt neben mir lag an der Hüfte um sie ein bißchen von mir fortzuschieben.

Aber das ist eine andere Geschichte, die gibt es ein anderes mal....